„Wollen die nächste Stufe erreichen“ – Kein Vergleich zum Bundestrainer-Job

Brüssel. Eine kurze Ansprache an die Mannschaft, dann verfolgte Jürgen Klinsmann das Aufwärmprogramm seines US-Nationalteams im belgischen Nationalstadion in Brüssel. Im Trainingsanzug, entspannt und natürlich lächelnd, so wie man den Wahl-Kalifornier kennt. „Druck hat für mich nie eine Rolle gespielt. Das ist mir relativ egal“, sagte Klinsmann bei seiner Rückkehr nach Europa. „Das Wichtigste ist, dass die Spieler über Jahre erleben und erfahren, dass sie weiterkommen, die nächste Stufe erreichen.“

Mit einer Reihe von Testspielen soll das Team diese nächste Stufe erreichen. Dass auf dem Weg zum großen Ziel, der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien, Rückschläge kommen werden, ist eingeplant. Bereits der Auftakt der Klinsmann-Ära gegen Mexiko (1:1) und Costa Rica (0:1) offenbarte Schwächen der US-Mannschaft. „Resultate werden bei uns genauso kommentiert wie in Europa. Wichtig ist aber, dass wir die Entwicklung der Mannschaft sehen“, sagte Klinsmann.

Der 47-Jährige hat ganz offensichtlich seinen Traumjob gefunden. Zwar erst im dritten Anlauf, denn bereits 2006 und 2010 gab es ernsthafte Annäherungen zwischen Klinsmann und dem US-Verband. Doch wenn man den Ex-Bundestrainer über seine neue Aufgabe philosophieren hört, ist seine Begeisterung unüberhörbar. „Es waren einige Dinge zu klären und jetzt bin ich einfach froh, dass es geklappt hat. Es war der richtige Moment und für mich ist es eine wundervolle Möglichkeit“, sagte Klinsmann. Positiver Nebeneffekt: Klinsmann kann in den USA wohnen bleiben, die Vielfliegerei wie zwischen 2004 und 2006 als Bundestrainer kann sich der gelernte Bäcker sparen.

Weniger Bonusmeilen sind nicht der einzige Unterschied zu seiner Ära als Reformator des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). „Ich habe in den USA ein anderes Fundament. Ich kann auf der Basis aufbauen, die die Mannschaft in den letzten Jahren erreicht hat. Außerdem verfolgen wir einen anderen Ansatz“, sagte Klinsmann. In den USA herrsche eine andere Mentalität und andere Erwartungen, sagte der 47-Jährige: „In Deutschland wäre es ja schon eine Katastrophe, wenn man sich nicht für ein Turnier qualifiziert.“

Trotzdem sind seine Ambitionen mit den USA ebenfalls sehr hoch. „Wir wollen das zeigen, was die Leute in den USA sehen wollen: Aufregenden und offensiven Fußball“, sagte Klinsmann. Er wolle einen Stil kreieren, der zu den Spielern passe, in dem sie sich wohlfühlen. Einen Stil, der die Stärken der Mannschaft unterstütze, beschreibt Klinsmann seine auf die WM 2014 ausgerichtete Aufgabe.

Dass auf dem Weg zu einem US-„Sommermärchen“ noch viel Arbeit auf ihn wartet, gibt Klinsmann unumwunden zu. Zwar habe jeder Einzelne den Ehrgeiz in sich drin, das Maximum herauszuholen. Aber „wir sind gespannt, wo das Maximum bei unseren Spielern ist. Jeder ist auf seinem eigenen Level. Für uns ist es wichtig zu sehen, wo stehen sie eigentlich wirklich und wo können wir sie hinbekommen“, sagte Klinsmann.

Deshalb wird es weiter eine Flut von Freundschaftsspielen geben, bis im kommenden Sommer der erste Gradmesser mit dem Auftakt der WM-Qualifikation beginnt. Im Oktober testet die USA in New York und Miami, ehe es im November für zwei weitere Spiele zurück nach Europa geht. Mit weiteren Erfahrungen, aber immer noch ohne Druck.