Jamaikas Sprintstar rehabilitierte sich über 200 Meter und in der Staffel für seinen Fehlstart

Daegu. Sie sind dann doch noch mit einem Knalleffekt zu Ende gegangen, diese Weltmeisterschaften in Südkorea - und das ist nicht einmal auf das pompöse Feuerwerk bezogen, das die Veranstalter um 22.14 Uhr Ortszeit in den Nachthimmel von Daegu abfeuerten. Vielmehr fiel im letzten von 47 Wettbewerben der vergangenen neun Tage der erste und einzige Weltrekord: Die jamaikanische 4x100-Meter-Staffel mit Usain Bolt preschte zu einem überlegenen Sieg in 37,04 Sekunden und verbesserte damit die eigene Marke von den Olympischen Spielen 2008 um sechs Hundertstelsekunden.

Bolt profilierte sich in recht eindrucksvoller Manier, indem er als Schlussläufer wie um sein Leben zu rennen schien. Das Tosen in der ausverkauften Arena nahm entsprechend entrückte Züge an, als der dreifache Weltrekordler die Ziellinie übersprintete. "Für mich ging es bloß darum, schnell zu sein", sagte Bolt hinterher, "ich hatte Spaß daran, Schlussläufer zu sein. Ich bin stolz auf mein Team und glücklich mit meiner eigenen Leistung."

Daegu war ein wichtiger Schritt in der Karriere des Jamaikaners. Manch einer mochte die WM schon als fast lästigen Zwischenschritt auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2012 abtun, wo Bolt mit den nächsten Goldmedaillen sein Projekt "Wie werde ich eine Legende?" weiter Richtung Vollendung zu bringen gedenkt. Doch die Titelkämpfe in Südkorea hielten unerwartete Herausforderungen für ihn bereit.

Zum einen, weil Bolt seine Saison 2010 wegen einer Rückenverletzung und Achillessehnenbeschwerden vorzeitig bereits im Sommer beendet hatte und auf einen nicht eben idealen Saisonverlauf 2011 zurückblickte - zwar blieb er unbesiegt, doch die Zeiten waren für seine Verhältnisse mäßig. Zum anderen wegen des Desasters mit seinem Fehlstart im 100-Meter-Finale vor acht Tagen. Selbst für einen, in dessen Gedankenwelt ein mögliches Scheitern keinen Platz findet, ist das eine Menge zum Verarbeiten.

Schließlich war es das erste Mal seit seinem Durchbruch als Weltstar in Peking 2008, dass Bolt einen Rückschlag wegzustecken hatte. Wie es ihm gelang, geriet beeindruckend und macht die Art und Weise seines Siegs über 200 Meter am Sonnabend in 19,40 Sekunden umso wertvoller.

Nach dem 200-Meter-Rennen hatte der zweitplatzierte US-Amerikaner Walter Dix gesagt: "Ich habe das Gefühl, ich rücke näher und näher an Usain Bolt heran." Wenn er sich das mal nicht einbildet.