53.313 Zuschauer in der ausverkauften Schalker Arena waren begeistert vom Offensivwirbel des deutschen Teams. Özil traf doppelt.

Gelsenkirchen. Mit Gala-Fußball von Mesut Özil und Co. zur EM! Angetrieben von dem überragenden Zweifachtorschützen von Real Madrid hat die deutsche Nationalmannschaft beim munteren 6:2 (3:1) gegen den Nachbarn Österreich vorzeitig das Ticket für die Endrunde 2012 gelöst. Neben dem in seiner Heimat Gelsenkirchen nach Herzenslust auftrumpfenden Özil (23./47. Minute) konnte am Freitagabend beim achten Sieg im achten Qualifikationsspiel auch Lukas Podolski (28.) seine starke Leistung mit einem Treffer krönen.

Die Schlusspunkte eines beschwingten Fußball-Abends setzten die eingewechselten Andre Schürrle (83.) und Mario Götze (89.). Neu-Römer Miroslav Klose hatte in der achten Minute den Torreigen eröffnet, als er einen Schuss von Özil den Ball noch leicht berührte.

Miroslav Klose ist damit weiter auf der Jagd nach dem Torrekord von Gerd Müller in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Der WM-Torschützenkönig von 2006 erzielte mit der 1:0-Führung seinen 62. Länderspieltreffer. Der Stürmer von Lazio Rom ist Zweiter der ewigen DFB-Torjägerliste und nur noch sechs Treffer von Spitzenreiter Gerd Müller (68 Tore in 62 Länderspielen) entfernt. Auch Lukas Podolski machte in der ewigen Torjägerliste einen Platz gut. Durch seinen Treffer zum 3:0 zog der Kölner mit Uwe Seeler auf Platz 7 gleich.

53 313 Zuschauer in der ausverkauften Schalker Arena waren begeistert vom Offensivwirbel des deutschen Teams, das Bundestrainer Joachim Löw wie schon beim 3:2 gegen Brasilien im 4-1-4-1-System operieren ließ. Die Bundesliga-Legionäre Marko Arnautovic (42.) und Martin Harnik (51.) trafen für nie aufsteckenden Österreicher, deren EM-Chancen auf ein Minimum gesunken sind. Nach der vorzeitig perfekten Qualifikation haben die beiden letzten Partien am 7. Oktober in der Türkei und vier Tage später gegen Belgien praktisch den Charakter von Testspielen.

Drei Monate nach dem 2:1-Zittersieg in Wien buchte die deutsche Elf das EM-Ticket mit einer Demonstration der Stärke. Acht Siege in acht Ausscheidungspartien hatte es zuletzt auf dem Weg zur WM-Endrunde 1982 gegeben. Löws neues Erfolgssystem ließ den mit sieben Bundesliga-Profis angetretenen Gästen kaum Zeit zum Luftholen. Unter der Regie von Özil setzte der dreimalige Europameister den Gegner mit seiner Offensivwucht permanent unter Druck und zeigte sich auch eiskalt im Abschluss. Einziger Schönheitsfehler an einem fast vollkommenen Fußball-Abend waren die beiden Konzentrationsschwächen geschuldeten Gegentreffer.

Neben Özil als Dreh- und Angelpunkt des deutschen Spiels überzeugte diesmal im DFB-Trikot auch Podolski. Der Kölner, der in der Nationalmannschaft zuletzt den heißen Atem seines Konkurrenten Schürrle im Nacken spürte, beendete seine Torflaute im DFB-Trikot nach 519 Minuten und zog mit dem 43. Länderspiel-Treffer mit Fußball-Legende Uwe Seeler gleich. Nicht minder stark präsentierte sich auf der rechten Seite Thomas Müller, der seinen Gegenspieler Christian Fuchs ein ums andere Mal verlud.

Auch Klose war stets präsent. Obwohl bei seinem neuen Club Lazio Rom praktisch noch ohne Spielpraxis, wirkte der Torjäger ungemein dynamisch. In der achten Minute berührte Klose den Ball nach einem Özil-Schuss.

In der Innenverteidigung bildeten Holger Badstuber und Mats Hummels, der den Vorzug vor Per Mertesacker erhalten hatte, lange Zeit ein sicheres Gespann, ehe ein paar leichtsinnige Aktionen in der zweiten Halbzeit den guten Eindruck wieder trübten. Für den Ex-Schalker Manuel Neuer war es kein erfreulicher Abend. Der Keeper war praktisch beschäftigungslos und musste doch zweimal hinter sich greifen.

Das 15. Länderspiel in Gelsenkirchen hätte für die deutsche Mannschaft kaum besser beginnen können. Als Franz Schiemer den Ball nach einer Schweinsteiger-Flanke per Kopf nicht weit genug aus dem Strafraum beförderte, nahm der frei stehende Özil aus 18 Metern Maß und der vor dem Tor von Christian Gratzei postierte Klose fälschte zum erhofften frühen 1:0 ab. 120 Sekunden zuvor hatten die Gäste erstmals auf sich aufmerksam gemacht: Der aufmerksame Hummels rettete jedoch mit entschlossenem Einsatz vor dem einschussbereiten Harnik.

Das 2:0 für die immer stärker aufspielende DFB-Elf gehörte dann Özil, der bei seiner Rückkehr nach Schalke ein wahres Offensivfeuerwerk abbrannte. Nach Doppelpass mit Klose hatte der Wahl-Spanier freie Bahn, umkurvte Gratzei und schob den Ball ins leere Tor. Anschließend hatte auch der emsige Podolski seinen großen Auftritt. Nach Doppelpass mit Badstuber erhöhte der Kölner mit einem strammen Schuss in die kurze Ecke auf 3:0.

Damit war die Partie bereits frühzeitig entschieden, doch den Schlusspunkt einer höchst unterhaltsamen ersten Spielhälfte setzten die Österreicher. Nach einer Flanke von Florian Klein gewann Team-Rückkehrer Arnautovic von Werder Bremen das Kopfballduell gegen Badstuber und traf unhaltbar für Neuer zum Anschluss. Die zweiten 45 Minuten eröffnete die DFB-Elf mit dem vierten Treffer. Özil setzte sich im Laufduell gegen Fuchs durch und schloss sein Solo mit einem trockenen Schuss in die kurze Ecke ab. Eine Unaufmerksamkeit der Innenverteidigung bestrafte Harnik aber nur wenig später mit dem zweiten Tor für Austria. (dpa/abendblatt.de)