Der Hamburger erreichte bei der WM in Slowenien mit dem Achter souverän den heutigen Endlauf

Hamburg/Bled. Wenn Eric Johannesen auf dem Balkon seines Zimmers im Hotel Golf steht, kommt er regelrecht in Urlaubsstimmung. "Die Umgebung ist wunderschön, ich gucke direkt auf den See und die Burg, die nachts angestrahlt wird", sagt der 23-Jährige. So richtig genießen wird Johannesen diesen Ausblick jedoch erst heute Abend, und wenn nicht alles schiefläuft, wird er dabei eine Goldmedaille um den Hals baumeln haben. Die Voraussetzung dafür schaffte der Ruderer vom RC Bergedorf gestern, als er mit dem Deutschland-Achter bei der WM im slowenischen Bled das Finale erreichte, das bereits heute um 13.09 Uhr (ARD und Eurosport live) ansteht.

Im Halbfinale hatte das Paradeboot, das in nunmehr 29 Rennen in Serie unbesiegt ist, 500 Meter vor dem Ziel einen so deutlichen Vorsprung, dass man es sich erlauben konnte, ein wenig Kraft für den Endlauf zu sparen. Sogar ein kurz vor dem Rennen entdeckter beschädigter Ausleger störte das Team weder in seiner Konzentration noch in den technischen Abläufen. Am Ende siegte Deutschland, das durch den Finaleinzug die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2012 in London schaffte, souverän in 5:29,05 Minuten vor den Niederlanden (5:30,09), die im Finale zusammen mit den Briten und Kanada als größte Rivalen gelten. Australien und Polen sind Außenseiter. "Die Briten und die Holländer sind sehr endspurtstark, Kanada sehr startschnell. Wir müssen also das ganze Rennen Vollgas geben, aber das ist in einem WM-Finale sowieso Voraussetzung", sagt Johannesen, der es als erster Ruderer aus einem Hamburger Verein in den Achter geschafft hatte.

Dass der Weltverband Fisa den WM-Zeitplan durcheinanderwarf und den Achter-Endlauf vom traditionellen Termin am Schluss-Sonntag auf Donnerstag vorzog, hatte für großen Ärger unter den deutschen Funktionären gesorgt. Für Johannesen und seine Mitstreiter ist das kein Thema. "Wir sind es von Weltcups gewohnt, keine langen Pausen zu haben. Vielleicht war es aber ein Vorteil, dass wir heute einige Körner sparen konnten", sagt der Sportsoldat. Körperlich hat die Achter-Besatzung glücklicherweise keine Probleme, im Gegensatz zu 17 anderen deutschen Teammitgliedern, die an einem im Hotel grassierenden Norovirus erkrankt waren. "Mittlerweile ist aber alles gut, das Gesundheitsamt war im Hotel und hat Proben genommen, zudem gibt es überall Desinfektionsmittel. Uns allen im Achter geht es gut", so Johannesen.

Sollte heute der 30. Sieg in Folge gelingen, kann der angehende Ingenieur, der sein Studium wegen der Olympiavorbereitung zurückgestellt hat, diesen Triumph mit seinen Eltern und Freundin Kaja Brecht feiern, die gestern Abend anreiste. Auch sein Trainer Marcus Schwarzrock, der den Doppelvierer betreut, ist vor Ort. Die letzten drei WM-Tage will Johannesen mit ihnen gemeinsam genießen. Als Weltmeister würde der Blick vom Hotelbalkon auf den See sicherlich für Urlaubsstimmung der besonderen Art sorgen.

Im Leichtgewichts-Zweier erreichten die Hamburger Bastian Seibt (Hamburger und Germania) und Lars Wichert (Allemannia) in 6:44,08 Minuten hinter Italien (6:43,87) den Endlauf, der heute um 12.28 Uhr gestartet wird.