Bei der EM in Luhmühlen siegte Michael Jung mit Sam vor drei Teamkollegen

Luhmühlen. Um seinen Hals baumelten zwei Goldmedaillen, auf seinem Gesicht lag ein strahlendes Lächeln: Michael Jung genoss die Ehrenrunde im Reitstadion von Luhmühlen und ließ sich minutenlang von den 10 000 Zuschauern feiern. An seiner Seite ritten in Sandra Auffarth, Frank Ostholt und Dirk Schrade drei weitere deutsche Reiter, die mit ihren Plätzen zwei bis vier die Europameisterschaften in nationale Titelkämpfe verwandelt hatten. "Das ist ein Traumgefühl", sagte Jung, nachdem er aus dem Sattel seines Goldpferdes Sam gestiegen war. "Vor allem, dass es hier in Luhmühlen passiert ist, dass wir die Plätze eins bis vier geholt haben und dass die Mannschaft Europameister wurde, einfach unfassbar", sagte der 29-Jährige aus dem schwäbischen Horb.

In der Stunde des großen Triumphes dachte Jung - wie immer - an seinen treuen Vierbeiner. "Das ist ein unglaubliches Pferd. Ich kann dankbar sein, so einen Partner zu haben. Ein Supergefühl", sagte der neue Doppel-Europameister, der mit dem elf Jahre alten Wallach Sam vor einem Jahr in Kentucky schon Weltmeister geworden war. In Luhmühlen bescherte er dem deutschen Verband den ersten Einzelsieg bei einer EM seit 1997 und das erste EM-Doppel-Gold seit 1953.

Auch die Zweitplatzierte Auffarth konnte ihr Glück nicht fassen. Gleich bei ihrem ersten Championat holte die erst 24 Jahre alte Debütantin mit ihrem neun Jahre alten Fuchswallach Opgun Louvo Silber im Einzel und Gold mit der Mannschaft. "Ich bin selbst so überrascht. Damit habe ich nie gerechnet", sagte die Pferdewirtin aus Ganderkesee.

Regelrecht hin und her gerissen war Frank Ostholt, 35, aus Warendorf. "Natürlich ist diese Medaille ein Traum", sagte der Team-Weltmeister von 2006: "Aber ich bin nur durch das Missgeschick meiner Frau Dritter geworden. Für sie tut es mir sehr leid. Sie ist total niedergeschlagen", sagte Ostholt. Seine für Schweden reitende Ehefrau Sara Algotsson-Ostholt lag vor dem Springen auf Rang drei und fiel durch einen Abwurf im Parcours mit ihrem Pferd Wega auf Rang zwölf zurück.

Den Tränen nahe war indes Ingrid Klimke, die nach einer meisterlichen Dressur und einem genialen Geländeritt auf Goldkurs lag. Im Parcours patzte ihr 14 Jahre alter Wallach Abraxxas, wo es nur ging, die Team-Olympiasiegerin wurde vom ersten auf den elften Rang durchgereicht. "Abraxxas sprang so schlecht wie noch nie", sagte Klimke, 43. Unterm Strich blieb für sie jedoch eine positive Bilanz. Seit 2006 wurde sie mit dem Team Europa- und Weltmeisterin sowie Olympiasiegerin.