Der Hamburger Sportvermarkter Frank Mackerodt über den drohenden Niedergang einer Trendsportart in Deutschland

Am Timmendorfer Strand wird an diesem Wochenende an der Seebrücke wieder eine fantastische Stimmung herrschen, wenn die deutschen Meisterschaften im Beachvolleyball entschieden werden. Dieses Ereignis täuscht jedoch über den Zustand der deutschen Beachvolleyball-Tour hinweg. Wenn demnächst nichts Entscheidendes passiert, sehe ich schwarz für die nationale Serie und damit auch für die Zukunft des deutschen Beachvolleyballs. Dann fallen wir auf das Niveau von 1993 zurück, als alles ganz bescheiden begann. Ohne finanziell gut dotierte deutsche Turniere werden es immer weniger Spieler wagen, Beachvolleyball professionell zu betreiben. Mit Amateuren aber haben wir gegen die Weltspitze keine Chance.

Die Gründe für den Niedergang liegen in der Vergangenheit. Der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) hat zahlreiche strategische Fehler begangen, die jetzt noch Auswirkungen auf die Tour haben. Ich wundere mich, dass es bislang keinen Aufschrei gab. Es ist höchste Zeit, dass sich alle Beteiligten zusammensetzen und etwas unternehmen, sonst wird es die deutsche Serie bald nicht mehr geben. Wir haben damals als Agentur bis ins Jahr 2003 für die gesamte Tour 300 000 Euro Preisgeld und dem DVV 300 000 Euro Lizenzgebühren garantiert. Heute werden nur noch 170 000 Euro an Prämien ausgeschüttet. Das reicht nicht.

Der Verband hat drei schwere Fehler gemacht. Der größte war und ist, dass er es bis heute nicht geschafft hat, seine besten Athleten auf der deutschen Tour zu präsentieren. Das haben wir schon vor zehn Jahren thematisiert. Der DVV unterstützt die Teams bei ihren Reisen zur Weltserie, zahlt ein Teil der Trainerkosten, fordert aber keine Gegenleistungen. Der Verband müsste die Athleten zur Teilnahme an der deutschen Tour verpflichten, zumindest zu einem Teil der Turniere. Dass die besten Spieler nicht regelmäßig auf der deutschen Tour präsent sind, selbst wenn sie international ausgeschieden sind, führt dazu, dass die Tour überregional nicht mehr wahrgenommen wird, die Turniere lokale Events bleiben. Entsprechend schwinden die Vermarktungschancen.

Der zweite großer Fehler waren die Live-Übertragungen von RTL im Jahr 2005. Jeder, der die Einschaltquoten von Live-Übertragungen im Beachvolleyball kennt, und die kannte der DVV, weiß, dass es Ausschaltquoten sind! Beachvolleyball ist eine attraktive Event-Sportart, keine Sportart für lange TV-Übertragungen. Die Stimmung vor Ort kommt im Fernsehen schwer rüber. Entsprechend sind die Quoten.

Dabei fand die RTL-Übertragung nach der Formel 1 statt, womit ja die Hoffnung bestand, ein paar Zuschauer zum Beachvolleyball herüberretten zu können. Und nicht einmal in dieser Saison hatte es der Verband geschafft, seine besten Athleten kontinuierlich vorzuzeigen! Das ist, als würde Bernie Ecclestone die Formel 1 ohne Vettel, Hamilton, Alonso und Schumacher vermarkten. Genau das leistete sich der DVV. Die katastrophalen Einschaltquoten bei RTL haben dazu geführt, dass das Thema Beachvolleyball in allen TV-Redaktionen auf die Abschussliste geriet. Zudem ist damals Vermarkter Sportfive, einer der größten der Branche, aus dem Thema ausgestiegen. Das sind alles Folgen dieses gravierenden strategischen Fehlers! Da war ein Stück Größenwahn mit im Spiel.

Der dritte Fehler war, dass wir es nicht verstanden haben, aus unseren deutschen Weltmeistern - Julius Brink/Jonas Reckermann - Kapital in Form höherer Aufmerksamkeit für Beachvolleyball zu schlagen. Außerhalb der Beachszene weiß kaum einer, dass die beiden 2009 den Titel gewonnen haben. Jetzt sind sie WM-Dritter und Europameister geworden, wie schon zuvor zweimal die beiden Hamburgerinnen Sara Goller und Laura Ludwig, und ich fürchte, es wird wieder nichts passieren. Das ist erschreckend.

Ich bin nicht befugt, Ratschläge zu erteilen, und ich verfolge auch keine eigenen Interessen. Nur so viel: Auch die Teams müssen sich bewegen. Als Spieler steht man ebenfalls in der Verantwortung, für höhere Medienaufmerksamkeit zu sorgen; auch im Interesse der eigenen Sponsoren. Verband, Vermarkter, Spieler, Teammanager und Veranstalter sollten sich schleunigst an einen Tisch setzen. Es geht um nicht weniger als um die Zukunft des Beachvolleyballs in Deutschland.