In der Lüneburger Heide beginnt am Donnerstag die EM der Vielseitigkeitsreiter. Der erste deutsche Sieg nach fast 40 Jahren soll her.

Luhmühlen. Sie stürzten im Wald von Fontainebleau oder gaben im Gelände von Pratoni del Vivario entnervt auf. Deutschlands Vielseitigkeitsreiter waren bei den vergangenen Europameisterschaften stets die großen Pechvögel. Ab Donnerstag soll das anders werden. Dann wollen die Buschreiter in Luhmühlen vor den Toren Hamburgs den Mannschaftssieg unter Dach und Fach bringen - erstmals seit 38 Jahren.

„Meine Reiter kennen das Gelände ganz genau. 50.000 Zuschauer werden uns unterstützen, da muss es klappen“, sagt Bundestrainer Hans Melzer. Sein Team wurde 2006 Weltmeister und gewann zwei Jahre später olympisches Doppelgold. „Wir sind jetzt auch mal bei einer EM dran“, findet Melzer.

Hoffnungsträger Nummer eins im deutschen Lager ist Michael Jung. Der Weltmeister gilt als Favorit im Kampf um Einzelgold, das wie der Teamtitel am Sonntag vergeben wird. Viermal war der schwäbische Ausnahmereiter in diesem Jahr am Start - viermal siegte er. Sein Goldpferd Sam fühlte sich schon vor dem ersten Ritt auf dem Turniergelände pudelwohl. „Sam mag sogar das Gras in Luhmühlen (was nicht selbstverständlich ist)“, postete Jung via Facebook.

„Die Stimmung in der Mannschaft könnte nicht besser sein. Die Vorbereitung war optimal“, sagt Melzer. Seit vergangenem Mittwoch hatte er seine zwölf Paare in Warendorf zusammengezogen, seit Dienstag ist das Team in Luhmühlen. „Alles ist uns hier sehr vertraut. Das macht es so einfach“, sagt Melzer, der selbst im benachbarten Putensen zu Hause ist.

Neben Jung rechnen sich vor allem die beiden Team-Olympiasieger Andreas Dibowski und Ingrid Klimke Chancen auf eine Einzelmedaille aus. Klimke, die wie in Hongkong wieder Abraxxas satteln wird, hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Im Frühjahr erlitt die Münsteranerin eine Knieverletzung, griff beim CHIO in Aachen im Juli zu früh an und bekam wieder Schmerzen. „Jetzt müsste es klappen“, sagt Melzer über die ausgebildete Lehrerin: „Wenn sie im Parcours die Stangen liegen lässt, ist sie immer eine Option für eine Medaille.“ Als vierte Starterin komplettiert EM-Debütantin Sandra Auffarth (Ganderkesee) mit Opgun Louvo die Mannschaft.

Los geht es am Donnerstag mit dem ersten Dressur-Block. Acht weitere Deutsche starten als Einzelreiter. Dabei handelt es sich um Dirk Schrade (Sprockhövel) mit King Artus, Peter Thomsen (Lindewitt) mit Horseware's Barny, Julia Krajewski (Warendorf) mit After the Battle, Kai-Steffen Meier (Waldbröl) mit Karascada, Benjamin Winter (Dortmund) mit Wild Thing, Julia Mestern (Ohlstadt) mit Schorsch, Andreas Ostholt (Warendorf) mit Franco Jeas und Frank Ostholt (Warendorf) mit Little Paint.

Doppel-Olympiasieger Hinrich Romeike (Nübbel) fehlt wie im vergangenen Jahr bei der WM in Kentucky wegen einer Verletzung seines Pferdes Marius.