Nach der Pleite gegen England überzeugt das Team bei der EM mit 4:0 gegen Belgien. Gegner am Donnerstag sind die Spanierinnen

Mönchengladbach. Es ist immer schön zu sehen, dass es Sportler gibt, die ihr Wort halten. "Ich verspreche, dass wir gegen Belgien ein anderes Gesicht zeigen und ins Halbfinale einziehen werden", hatte Christina Schütze nach der ernüchternden 0:2-Pleite der deutschen Hockeydamen bei der EM in Mönchengladbach gegen England gesagt. Nicht wenige Beobachter hatten unter dem Eindruck der England-Partie befürchtet, dass das Halbfinale ohne die Gastgeberinnen vonstatten gehen könnte, so lethargisch war der Auftritt gegen die Britinnen gewesen. Doch weil die Auswahl von Michael Behrmann zum Vorrundenabschluss gestern Nachmittag gegen Belgien einen Leistungssprung schaffte und 4:0 gewann, ist das Minimalziel erreicht.

Der Bundestrainer stellte jedoch klar, dass mit dem Einzug ins Halbfinale, in dem morgen (21 Uhr) Spanien wartet, noch nicht einmal die Pflicht erfüllt sei. "Pflicht ist die vom Verband vorgegebene Qualifikation für Olympia 2012", sagte der Hamburger. Für London qualifizieren sich bei der EM neben Gastgeber England nur die besten beiden Teams aus Europa. Dass die Chance, zu diesen zu gehören, gewachsen ist, verdanken die Deutschen dem glücklichen 1:0 Spaniens über die Niederlande, das den Topfavoriten morgen (18.30 Uhr) zum Halbfinalduell mit England zwingt. Zwar warnte Behrmann wegen eines 5:0-Siegs in der Vorbereitung davor, Spanien zu unterschätzen, doch gab er zu, "dass wir lieber gegen die spielen als gegen Holland".

Den Schlüssel zum Sieg über harmlose Belgierinnen fand Behrmanns Team in druckvollem Offensivspiel. Insbesondere über die Außenpositionen sorgten Janne Müller-Wieland und Jana Teschke von Meister Uhlenhorster HC für viel Gefahr, in der Zentrale zeigten sich die sehr beweglichen Eileen Hoffmann (UHC Hamburg) und Janine Beermann (Etuf Essen) als dankbare Adressaten dynamischer Flankenläufe. Zudem waren die Deutschen auch bei Standardsituationen konzentriert, alle drei Ecken wurden, jeweils nach Ableger, von Holland-Legionärin Maike Stöckel (Den Haag/28.), Hoffmann (49.) und Müller-Wieland (65.) verwertet. Das 2:0 erzielte Beermann nach einem feinen Solo per Rückhand (45.).

Der verdiente Sieg sollte indes nicht darüber hinwegtäuschen, dass die bislang gezeigten Leistungen des Olympiasiegers von 2004 bei diesem Turnier nicht reichen dürften, um gegen England und die Niederlande zu bestehen. Vor allem die Abwehr bietet Anlass zur Sorge, bis auf Holland-Legionärin Julia Müller (Laren) wirkt die Formation unsicher in der Spieleröffnung, der Ballannahme und -verarbeitung. "Die Angst vor Fehlern kann in entscheidenden Spielen lähmen", sagt Behrmann.

Dabei hat der Bundestrainer mit Bedacht viele erfahrene Spielerinnen nominiert, die die Mannschaft anleiten und durch kritische Phasen führen sollen. Doch bis auf die Berlinerin Natascha Keller, 34, die im Angriff durch ihren Spielwitz und ihre Cleverness die Gegenspielerinnen bindet, haben die "Oldies" noch nicht zu ihrer Form gefunden, sie wirken allesamt nicht schnell genug, um auf hohem Niveau Akzente zu setzen. Während Stöckel, 27, und Rinne, 31, nach Verletzungen nicht zu 100 Prozent fit sind, schaltet Vizekapitänin Schütze nach Balleroberung zu langsam um.

Die Juristin, die ihre internationale Karriere nach Olympia 2008 für ihr erstes Staatsexamen unterbrach und erst zur WM 2010 zurückkehrte, will in den kommenden "Endspielen" mit Leistung vorangehen. "Das Wichtigste ist, auf dem Platz das Heft in die Hand zu nehmen", sagt sie, "das muss ich jetzt tun." Schützes Wunsch ist ein Finale gegen England: "Dann werden wir zeigen, dass das 0:2 nur ein Ausrutscher war!" Dass sie ihr Wort zu halten pflegt, hat sie gestern bewiesen.