Ein 1:1 gegen Aufsteiger Hertha BSC war zu wenig, um die Tabellenführung zu übernehmen. Schalke schafft Sieg nach 2:0 Rückstand.

Düsseldorf/Hannover. Hannover 96 hat den Sprung an die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga verpasst. Drei Tage nach dem erfolgreichen Europapokal-Comeback gegen den FC Sevilla kamen die Niedersachsen nicht über ein 1:1 (1:0) gegen Hertha BSC hinaus und erlitten nach zuvor vier Siegen aus vier Pflichtspielen wieder einen Dämpfer. Der Aufsteiger aus Berlin blieb derweil auch im dritten Spiel nach der Rückkehr ins Oberhaus sieglos, feierte durch das Unentschieden aber zumindest einen Achtungserfolg und blieb im Kalenderjahr 2011 auswärts weiter ungeschlagen. Sergio Pinto brachte die Gastgeber in der 33. Minute in Führung, Pierre-Michel Lasogga besorgte Herthas späten Ausgleich (83.).

Kurz vor Schluss war das Glück dann auf der Seite der Hauptstädter unter Trainer Markus Babbel – ein eigentlich reguläres Freistoßtor von Christian Pander wurde vom Schiedsrichtergespann nicht anerkannt – Fehlentscheidung. „Wir können froh sein, dass dieses Gegentor nicht anerkannt wurde“, sagte Babbel. Verwirrung gab es auch um den Grund für den Pfiff: Ob Robert Hartmann auf Foul oder auf Abseits entschieden hatte, konnte nicht endgültig geklärt werden.

41.200 Zuschauer in der AWD-Arena sahen eine schwungvolle Anfangsphase, in der beide Mannschaften den Weg nach vorn suchten. Klare Torchancen blieben jedoch zunächst aus. 96-Trainer Mirko Slomka hatte seine Startelf trotz der kräftezehrenden 90 Minuten am Donnerstag beim 2:1 gegen Sevilla unverändert gelassen. So erhielten Jan Schlaudraff und Mohammed Abdellaoue im Angriff erneut den Vorzug vor Torjäger Didier Ya Konan. Die beiden Angreifer ließen ihre Klasse im ersten Durchgang aber nur punktuell aufblitzen.

Zieler im ersten Durchgang beschäftigungslos

So resultierte die erste gute Möglichkeit der Partie aus einer Standardsituation. Nach einer Freistoß-Flanke von Pinto prüfte Karim Haggui Berlins Schlussmann Thomas Kraft (10.). Die guten Offensiv-Ansätze des Hauptstadtklubs wurden mit zunehmender Spieldauer immer seltener. Hannovers Torhüter Ron-Robert Zieler, der am Freitag für die beiden Länderspiele im kommenden Monat gegen Österreich und Polen nominiert worden war, blieb vor der Pause weitgehend beschäftigungslos.

In der Defensive agierten die Berliner hingegen über weite Strecken diszipliniert und ähnlich aggressiv wie bei den mannschaftsinternen Trainings-Reibereien unter der Woche. Hannovers überfallartiges Angriffsspiel griff nur selten. Ganz zufrieden war Babbel dennoch nicht: „Defensiv standen wir sehr ordentlich, aber in der Bewegung nach vorne hatten wir einfach keinen Mumm.“ Für die insgesamt aber dennoch verdiente Führung benötigten die Niedersachsen somit Pintos Freistoßqualitäten. Der Mittelfeldspieler traf mit einem platzierten Flachschuss aus gut 25 Metern. Kurz vor der Pause hatten die Berliner dann ihre bis dahin beste Möglichkeit. Raffaels Schuss strich aber über das 96-Tor (43.).

Nach der Pause Chancen auf beiden Seiten

Nach dem Seitenwechsel suchten die Berliner ein wenig konsequenter ihre Chance. Adrian Ramos (62.) und Patrick Ebert (64.) zielten aus aussichtsreichen Positionen aber nicht genau genug. Die Hannoveraner, bei denen Ya Konan nach einer Stunde eingewechselt wurde, zeigten sich wenig beeindruckt und hätten in der nun phasenweise temporeichen Partie durch Konstantin Rausch (67.) und Manuel Schmiedebach (68.) erhöhen können. Doch Hertha blieb ebenfalls dran und wurde durch Lasoggas Treffer belohnt. Glück für Hertha in der 89. Minute: Ein reguläres Tor erkannte das Schiedsrichtergespann nicht an, entschied auf Abseits - Fehlentscheidung.

Schalke gewinnt nach Krimi in Mainz

Joel Matip und Christian Fuchs haben dem FC Schalke 04 nach verpatztem Start noch einen 4:2 (0:2)-Sieg beim bisherigen Bundesliga-Spitzenreiter Mainz 05 gesichert. Der kamerunische Fußball-Nationalspieler Matip (82. Spielminute) und der Ex-Mainzer Fuchs (90.) retteten den Gelsenkirchenern am Sonntag mit ihren goldenen Treffern den zweiten Sieg in der noch jungen Fußball-Saison. Klaas Jan Huntelaar (57. Minute) und Benedikt Höwedes (64.) hatten zuvor einen 0:2-Rückstand für den lange enttäuschenden DFB-Pokalsieger egalisiert. Für die Rheinhessen trafen Andreas Ivanschitz (8.) und Elkin Soto (12.).

Mit dem spanischen Stürmerstar Raúl in der Startelf verhalf den Schalkern erst eine deutliche Leistungssteigerung nach der Pause zu etwas Zählbarem. Nach einer ersten Hälfte, in der die „Knappen“ Biss und Durchschlagskraft vermissen ließen, hatte alles noch auf einen ungefährdeten Mainzer Sieg hingedeutet. Für emsige wie spielstarke Rheinhessen waren die Gäste zeitweise nicht mehr als ein Aufbaugegner.

Das änderte sich erst nach dem Wiederanpfiff, auch wenn die Schalker wie schon bei der Schlappe im Qualifikationsspiel zur Europa League bei HJK Helsinki (0:2) am vergangenen Donnerstag oft zu umständlich und unkonzentriert agierten. Offensivmann Raúl, der seinem Club unmittelbar vor der Partie die Treue bis zum Saisonende geschworen hatte, bereitete Huntelaars Anschlusstreffer und Matips Tor zum 3:2 stark vor.

Die Aufmerksamkeit in der erstmals ausverkauften Mainzer Arena vor 34 034 Zuschauern galt schon anfangs ganz dem 34-Jährigen - Ausrufezeichen setzte aber zunächst ausschließlich der Europa-League-Starter aus Mainz. Ehe Ralf Rangnicks Mannen so recht im Spiel angekommen waren, stand es schon 0:2. Der heranrauschende Ivanschitz verwandelte zunächst eine Freistoß-Hereingabe von Zoltan Stieber, nur 240 Sekunden später legte Elkin Soto nach.

Der kolumbianische Mittelfeldakteur profitierte bei seinem ersten Saisontreffer von einem fatalen Patzer des Schalker Torwarts Ralf Fährmann. Der Nachfolger des zum FC Bayern abgewanderten Nationalkeepers Manuel Neuer ließ einen strammen Schuss von Sami Allagui unkontrolliert nach vorn abprallen – Soto staubte ab.

Rund 3500 mitgereiste „königsblaue“ Fans warteten nach dem doppelten Rückschlag zunächst vergeblich auf ein Lebenszeichen ihrer Schalker. Vielmehr vergab Allagui (44.) kurz vor der Pause noch eine weitere Mainzer Großchance und die vorzeitige Entscheidung.

Stattdessen kam Schalke mit neuem Schwung und den eingewechselten Jefferson Farfan und Julian Draxler aus dem Nichts zurück. Auf Vorlage von Holtby und Raúl gelang Huntelaar gegen den machtlosen Heinz Müller im FSV-Tor der Anschlusstreffer, sieben Minuten später schon köpfte Höwedes eine Farfan-Flanke zum 2:2 ein. Nach einer erneuten Ecke stand Matip bereit und drehte das Spiel endgültig. Per Freistoß setzte Fuchs in der Schlussminute noch einen drauf.