Doch allzu lange wird bei Gladbach nicht gefeiert. Nach dem Sieg gegen den VfL Wolfsburg bittet Trainer Favre um 10 Uhr wieder zum Training.

Mönchengladbach. Vom Prügelknaben zum gefürchteten Gegner: Borussia Mönchengladbach ist wieder wer in der Fußball-Bundesliga. Spätestens nach dem Freitagabendspiel und dem überzeugenden 4:1 (3:1) gegen den VfL Wolfsburg dürften zumindest die nächsten Wochen entspannter werden für die neuen "Fohlen" als das Ende der vergangenen Saison.

Mit einer Gala-Vorstellung hat sich Borussia Mönchengladbach zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder an die Tabellenspitze der ersten Liga geschossen. Beim überzeugenden Erfolg gegen die ambitionierten Wolfsburger ließ sich der Beinahe-Absteiger der Vorsaison auch von Deutschland-Rückkehrer Thomas Hitzlsperger nicht aufhalten. Marco Reus (15./67. Minute), Kapitän Filip Daems (32./Foulelfmeter) und Raul Bobadilla (45.) sorgten am Freitagabend mit ihren Treffern vor 43.224 Zuschauern für eine lange nicht mehr erlebte Gänsehaut-Gala im Borussia-Park. Für Gladbachs Präsident Rolf Königs war der zweite Saisonsieg und der beste Saisonstart seit 1995 zudem das perfekte Geschenk zum 70. Geburtstag.

Die aktuelle Tabelle

"Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen, sie haben das sehr gut gemacht. Wir waren die klar bessere Mannschaft und hätten höher als 4:1 gewinnen können“, sagte Gladbachs Trainer Lucien Favre, während die enthusiastischen Fans "Oh, wie ist das schön“ sangen. "Heute haben wir den Jubel der Fans verdient", sagte Favre. "Ein, zwei Bier“ erlaubte er seinen Spielern, nicht ohne auf das Training am Sonnabend um 10 Uhr hinzuweisen. Den enttäuschenden Gästen war nicht mehr als das 0:1 durch Makoto Hasebe (12.) gelungen. "Vielleicht hat es uns gut getan, das 0:1 zu bekommen. Wir haben sofort reagiert", sagte Favre.

"Die Mannschaft hat eine Viertelstunde sehr gut gespielt, dann hat ein Fehler uns aus der Bahn geworfen. Wir sind noch nicht stabil genug“, sagte dagegen Gäste-Trainer Felix Magath. Den aus seiner Sicht umstrittenen Elfmeterpfiff durch Referee Markus Schmidt (Stuttgart) vor dem 2:1 kommentierte er mit Sarkasmus. "Die Schiedsrichter sind gut ausgebildet und sie entscheiden immer richtig“, sagte Magath, nachdem er in der Vorwoche noch nach einem nicht gegebenen Tor gegen den Unparteiischen gewettert und den Videobeweis gefordert hatte.

Selbstkritik übten seine Spieler. "Heute haben die einfachsten Sachen nicht geklappt. So darf man einfach nicht auftreten“, sagte Wolfsburgs Kapitän Christian Träsch. Sein neuer Mitspieler Hitzlsperger attestierte dem Gegner ein "sehr sehr gutes Spiel“. Vor drei Monaten fast abgestiegen, schoben sich die Gladbacher nun für mindestens eine Nacht an die Spitze. Am 70. Geburtstag ihres Vereinspräsidenten Rolf Königs beeindruckten sie mit Spielfreude, Engagement und Effektivität vor dem Tor. Die Aussicht auf die Tabellenführung wirkte wie ein zusätzlicher Kick.

Zwar durften nach 12 Minuten die Gäste eine feine Kombination mit großartigem Abschluss bejubeln, doch dann spielte fast nur noch Borussia Mönchengladbach. Patrick Helmes zirkelte beim 0:1 einen langen Ball von der linken Seite auf den Fuß von Träsch, der auf Hasebe ablegte. Der Japaner nahm den Ball direkt aus der Luft und vollendete zu seinem ersten Tor seit fast zwei Jahren.

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So gut es seine Mitspieler im Angriff vorgemacht hatten, so schlecht stellte sich wenig später Wolfsburgs Verteidiger Simon Kjaer an. Etwas tölpelhaft rutschte er auf dem Rasen weg und ermöglichte Gladbachs Bobadilla den Weg zum Tor. Der Argentinier legte uneigennützig quer auf Reus, der nur noch ins Tor schieben musste.

Der erst am Mittwoch verpflichtete Mittelfeld-Neuling Thomas Hitzlsperger hatte noch große Anpassungsprobleme in seinem hellgrünen Trikot und blieb blass. Der schon früh für den verletzten Hasan Salihamidzic eingewechselte Regionalliga-Spieler Michael Schulze wirkte überfordert und verursachte gegen Reus einen Strafstoß. Daems schloss seinen neunten Elfmeter mit dem neunten Treffer ab.

Die Gladbacher übernahmen nun endgültig überzeugend die Initiative. Von Schockstarre wegen des frühen Gegentreffers war nichts zu spüren. Der frühere Wolfsburger Mike Hanke hätte nach Zuspiel des starken Bobadilla schon früher erhöhen können (41.). Das erledigte dann kurz vor der Pause Bobadilla selber. Nach einem Eckball traf der in der vergangenen Rückrunde an Aris Saloniki ausgeliehene Angreifer per Kopf zum hochverdienten 3:1-Halbzeitstand. Auch nach dem Wechsel berannten die Gastgeber das Tor der Wolfsburger. Gejubelt wurde nicht nur beim weiteren Treffer von Reus, sondern auch bei den Auswechslungen von Bobadilla, Hanke und Reus. (dpa/sid/dapd/abendblatt.de)

Die Statistik

Mönchengladbach: 1 ter Stegen - 24 Jantschke, 16 Nordtveit, 31 Dante, 3 Daems - 14 Marx, 13 Neustädter - 11 Reus (ab 88. Herrmann), 18 Arango - 9 Bobadilla (ab 81. Leckie), 19 Hanke (ab 86. King). - Trainer: Favre

Wolfsburg: 1 Benaglio - 13 Hasebe, 34 Kjaer, 23 Russ, 4 Marcel Schäfer - 15 Träsch, 7 Josue (ab 84. Knoche) - 11 Salihamidzic (ab 23. Schulze), 10 Hitzlsperger - 33 Helmes, 18 Mandzukic (ab 58. Lakic). - Trainer: Magath

Schiedsrichter: Markus Schmidt (Stuttgart)

Zuschauer: 43.224

Tore : 0:1 Hasebe (13.) , 1:1 Reus (15.) , 2:1 Daems (32./FE) , 3:1 Bobadilla (45.) , 4:1 Reus (67.)