Rotterdam. Schon vor der Dressur-EM in Rotterdam gehen mit einigen Niederländern die Pferde durch. Pfiffe und Buhrufe gegen das deutsche Team sind angekündigt, im Gästebuch auf der Internetseite des Reiters Matthias Rath ist sogar vom 3. Weltkrieg die Rede. Schuld an der ganzen Aufregung ist sein Pferd: Totilas. Der zehn Millionen Euro teure niederländische Wunder-Hengst kehrt erstmals nach seinem Verkauf wieder in seine Heimat zurück.

Auch wenn in den Niederlanden schnell die alte Feindschaft wieder auflebt, will sich Rath von den Emotionen nicht anstecken lassen. "Ich gehe da mit einem sehr guten Gefühl rüber. Im Grunde freuen sich die Menschen, Totilas wiederzusehen", sagte der Reiter in der ARD. Bundestrainer Holger Schmezer appelliert an die Fairness der Fans. "Es ist Sport, und es soll Sport bleiben." Es dürften keine Emotionen und nationalistischen Gefühle aufkommen.

Das sehen die Gastgeber anders. Man werde das Pferd immer mit dem früheren Reiter Edward Gal und den Niederlanden verbinden, heißt es beispielsweise in Raths Gästebuch. Ein fader Beigeschmack bleibe, denn die Niederlande brauchen im Gegensatz zu Deutschland kein Geld, um in der Dressur erfolgreich zu sein. Zehn Millionen Euro hatten sich Reiter-Legende Paul Schockemöhle und Raths Stiefmutter Ann Kathrin Linsenhoff Totilas vor einem Jahr kosten lassen. Nach dem Kauf von Totilas wurde Schockemöhle beleidigt und bedroht. Jetzt rechnet er mit dem "ein oder anderen Pfiff". Vor einigen Monaten hatte er die EM als "Ritt in der Höhle des Löwen" beschrieben. Mittlerweile habe sich das ein wenig relativiert. "Ich glaube, dass die Holländer Sportsleute sind", sagt Schockemöhle.

"Holland ist seit jeher eine Handelsnation. Wir verkaufen auch viele Pferde", meint Sjef Janssen. Der niederländische Dressur-Nationaltrainer gibt aber auch zu: "Am Ende schwächt man sich natürlich." Beim CHIO in Aachen gewann Rath unlängst mit Totilas alles, was es zu gewinnen gab. Dabei stand der erst 27-Jährige enorm unter Druck. Denn er kann mit Totilas eigentlich nicht gewinnen. Siegt das Traumpaar, liegt es an Totilas. Steht am Ende nicht der erste Platz zu Buche, verliert Reiter Rath. Ein Teufelskreis, mit dem Rath in Aachen umzugehen wusste. Bundestrainer Schmezer hofft jetzt auf weitere Erfolge. Gold mit der Mannschaft sei das Ziel. Der Teamwettbewerb wird heute und Donnerstag ausgetragen, die Entscheidungen im Einzel fallen in Rotterdam am Sonnabend (Special) und Sonntag (Kür).