Lahm und Heynckes kontern Kahn-Kritik – Traum vom Finale im eigenen Stadion

München. Vor dem 25-Millionen-Euro-Spiel tobt eine öffentliche Debatte über die Führungsspieler des FC Bayern München, doch Kapitän Philipp Lahm hält sein Team ganz ruhig auf Kurs zur Champions League. „Was irgendein ehemaliger Spieler in irgendeinem Blog sagt, interessiert mich nicht, interessiert Bastian nicht und die Mannschaft nicht“, konterte Lahm vor dem Playoff-Hinspiel zur europäischen Königsklasse gegen den FC Zürich am Mittwoch (20.45 Uhr) die Kritik von Oliver Kahn: „Wir konzentrieren uns aufs Spiel und müssen jetzt gewinnen. Gegen ein 2:0 hätten wir alle nichts.“

Sogar 3:0 hieß es Donnerstag im Duell FC Bayern München gegen seinen ehemaligen Nationaltorhüter. Oliver Kahn hatte kritisiert, dass die Generation um Lahm und Bastian Schweinsteiger, oftmals Konsens und Anpassung suche statt die Mitspieler anzutreiben. Deshalb könnten deutsche Teams keine Titel gewinnen. Neben Lahm schlugen auch Schweinsteiger in Bild („Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass Oliver früher nichts mehr gehasst hat als die Kritik von Ex-Kollegen, die über die Medien ausgeübt wird“) und Bayern-Trainer Jupp Heynckes vor der versammelten Presse im überfüllten Interviewraum zurück.

„Er wirkt nach innen und artikuliert sich nicht lautstark nach außen. Ich halte das für sehr gut. Man braucht nicht immer nach draußen zu poltern, um wahrgenommen zu werden“, sagte der Trainer des Fußball-Rekordmeisters Bayern München über seinen Chef Lahm. Im Alter, in dem Kahn Nationalspieler geworden sei, habe Lahm schon 80 Länderspiele auf dem Buckel gehabt. Der Bayern-Kapitän seinerseits gönnte sich noch den Seitenhieb, dass er mit Kahn nicht über dessen Kritik sprechen werde, „weil ich seine Nummer gar nicht habe.“

Schließlich gibt es momentan auch viel Wichtigeres als ein Gespräch mit Oliver Kahn. In der Qualifikation für die Gruppenphase der Champions League geht es für den deutschen Fußball-Rekordmeister nicht nur um garantierte Einnahmen von 25 Millionen Euro sondern auch um den Traum vom Finale im eigenen Stadion am 19. Mai kommenden Jahres. „Es wäre für uns alle im Kader das Schlimmste, wenn wir da nicht dabeisein könnten. Und finanziell ist die ganze Sache ja auch nicht uninteressant“, sagte Thomas Müller und blickte mit einem Grinsen voraus: „2001 war der FC Bayern das letzte Mal in der Qualifikation dabei und ist dann ins Finale eingezogen. Da schau her.“

Auf dem Weg dahin will niemand an ein Scheitern denken, auch wenn die Saison dann laut Ivica Olic „im Eimer wäre“. Die Münchner Arena wird mit 66.000 Zuschauern ausverkauft sein. Auch Arjen Robben meldete sich wieder gesund. Damit sind alle Schlüsselspieler wieder an Bord. Trainer Jupp Heynckes hat sich die letzten beiden Spiele des FC Zürich auf DVD angeschaut und wird die Mannschaft akribisch einstellen. Bislang wissen die Spieler relativ wenig über den Gegner. „Ich kenne Ludovic Magnin. Sonst eigentlich niemanden“, bekannte Lahm.

Er unterstützte die Aussage von Sportdirektor Christian Nerlinger: „Wenn wir den FC Zürich nicht schlagen, haben wir in der Champions Laegue nichts verloren.“ Der Etat des FCZ beträgt nicht einmal ein Fünftel von den geschätzten 100 Millionen Euro der Bayern. Die bekanntesten Spieler sind die ehemaligen Bundesliga-Profis Magnin und Amine Chermiti. Der ehemliage Herthaner sorgte beim 2:1 beim Meister FC Basel zuletzt mit einer Stinkefinger-Geste für Aufregung.

Ansonsten droht von den Schweizern aber nicht viel Ärger. Trainer Urs Fischer ist bekennender Fan des FC Bayern. Sportdirektor Freddy Bickel, für den die Reise in die Bier- und Weißwurst-Metropole München schon aus kulinarischer Sicht ein Albtraum ist, rechnet sich sportlich auch beim Rückspiel am kommenden Dienstag in der Schweiz eigentlich keine Chance aus: „Als FC Zürich gewinnst du von 100 Partien eine gegen die Bayern. Die Chance, den FC Bayern zu besiegen, besteht höchstens auf dem Papier“, sagte er der Abendzeitung.

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen

München: Neuer - Rafinha, Boateng, Badstuber, Lahm - Schweinsteiger, Luiz Gustavo - Robben, Müller, Ribery - Gomez. - Trainer: Heynckes

Zürich: Leoni - Raphael Koch, Beda, Teixeira, Rodriguez - Schönbächler, Aegerter, Buff, Djuric - Mehmedi, Chermiti. - Trainer: Fischer

Schiedsrichter: Alexej Nikolajew (Russland)