Was sich der 25-jährige HSV-Weitspringer Sebastian Bayer für die Leichtathletik-WM in Südkorea in zwei Wochen vornimmt.

Hamburg. Die Gewichtsgrenze für sein Gepäck wird Sebastian Bayer am kommenden Sonntag wohl weitgehend ausreizen. Allein fünf, sechs Kilogramm Nahrungsmittel will der Weitspringer vom HSV mit zu den Weltmeisterschaften in Daegu nehmen: Eiweißriegel, Shakes, Schwarzbrot. Bayer, 25, will hinterher nicht der Verpflegung im Athletendorf die Schuld dafür geben müssen, dass es im Wettkampf nicht gelaufen ist wie gewünscht.

Er hat es auch vor zwei Jahren nach der Heim-WM in Berlin nicht getan, obwohl die schwere Kost im Trainingslager der Nationalmannschaft im Leistungszentrum Kienbaum seinen Ernährungsplan gründlich durchkreuzt hatte. Natürlich war das nicht der Grund, weshalb Bayer, der gefeierte 8,71-Meter-Europarekordler, den Einzug ins Finale verpasste. Eine Verletzung im Vorderfuß hatte die Qualifikation zur Qual werden lassen. Später entschloss er sich zur Operation, zu spät wohl, um rechtzeitig zur EM 2010 in Barcelona wieder Tritt zu fassen.

Diesmal sei das Gefühl gut, soweit man das bei einem Leistungssportler sagen kann, der seinen Körper grenzwertig belastet. "Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass nichts wehtut", sagt Bayer. Von der Entzündung in der Kniekehle, die ihn zu Beginn der Freiluftsaison gebremst hatte, habe er sich inzwischen erholt. Den Trainingsrückstand hat er in den vergangenen Wochen durch besonders harte Einheiten zu kompensieren versucht: "Ich habe so viel trainiert, dass ich teilweise nicht mehr konnte." Inzwischen bescheinigt er sich "ein gutes Achtmeterniveau", wenngleich es sich nicht immer an der Anzeigetafel niederschlägt. Beim Springerländerkampf "Berlin fliegt" vor dem Brandenburger Tor am vergangenen Freitag reichten ihm 7,84 Meter zum Sieg, gesprungen ohne Brett und "mit angezogener Handbremse, weil ich mir keinen ungültigen Versuch erlauben wollte". Der zweite Sprung war dann doch leicht übergetreten. "Sonst wären es deutlich über acht Meter gewesen", wie der Hamburger Bundestrainer Uwe Florczak bezeugen kann.

So aber ragen weiter recht einsam die 8,17 Meter heraus, mit denen Bayer die deutsche Meisterschaft gewann, noch vor Europameister Christian Reif. "Da hat es endlich Klick gemacht", sagt Bayer. Den Klick bezahlte er freilich mit einer schmerzhaften Fersenprellung.

8,25 Meter werden nötig sein, um in Südkorea am 1. September die Qualifikation zu überstehen, schätzt Bayer. Wobei ihm die Weite einerlei sei: "Unter die ersten acht zu kommen ist mein Ziel und mein Traum." Es ist nach 2006, 2008 und 2009 sein vierter Anlauf aufs Finale einer großen Freiluftmeisterschaft. Florczak traut ihm nahezu alles zu: "Bei Sebastian kann man immer eine Sternstunde erwarten."