Sara Goller/Laura Ludwig sind mit Platz drei bei der Beachvolleyball-EM unzufrieden. Brink/Reckermann gewinnen Titel

Kristiansand. So richtig konnten sich die entthronten Beach-Girls Sara Goller, 27, und Laura Ludwig, 25, anfangs nicht über ihre fünfte Medaille bei einer Europameisterschaft freuen. "Bronze schmeckt bitterer als Gold", gestand Ludwig nach der verpassten Titelverteidigung bei der Beachvolleyball-Europameisterschaft im norwegischen Kristiansand kurz nach der Siegerehrung - und verzichtete diesmal auf den für die Fotografen obligatorischen Biss in das Metallstück. Mit einigem zeitlichen Abstand aber zog das deutsche Topduo nach den EM-Siegen 2008 und 2010 sowie EM-Silber 2007 und 2009 einen versöhnlichen Schlussstrich. "Es ist schön, das Turnier mit einem Sieg abgeschlossen zu haben", sagte Ludwig. Mit Teamchef Olaf Kortmann (HSV) feierten die beiden Hamburgerinnen, sie wohnen und trainieren seit 2007 in der Stadt, den dritten Platz bei einem Abendessen.

Besser lief es für die deutschen Männer in Kristiansand. Julius Brink/Jonas Reckermann gewannen in einem rein Berliner Endspiel den Titel gegen Jonathan Erdmann/Kay Matysik. In 49 Minuten siegten die WM-Dritten mit 2:0 (25:23, 21:19) Sätzen. "Das war ein perfektes Turnier, dieser Titel fehlte uns noch", meinte Brink. 2009 waren Brink/Reckermann in Norwegen Weltmeister geworden. Das HSV-Duo David Klemperer/Eric Koreng schied dagegen im Viertelfinale aus und verlor gegenüber den beiden Finalteilnehmern erneut Punkte im Kampf um die beiden Olympiafahrkarten für London 2012. Weil die Qualifikation jedoch bis zum Juli des nächsten Jahres läuft, haben die Olympiafünften von Peking 2008 noch ihre Chance, wenn sie auf der Weltserie in den nächsten zehn Monaten mehrmals das Halbfinale erreichen sollten. "Wer uns jetzt abschreibt, macht einen Fehler", sagte Klemperer.

Goller/Ludwig trauerten derweil ihren verpassten Möglichkeiten im Halbfinale nach. 16:11 hatten sie im ersten Satz gegen die Österreicherinnen Barbara Hansel und Sara Montagnolli geführt, als Goller sechs Fehler in Serie unterliefen. Von dem Misserfolgserlebnis erholten sich beide in dem Match nicht mehr. Sie verloren 0:2 (18:21, 14:21), und die stets selbstkritische Goller schien danach untröstlich. "Das nehme ich auf meine Kappe", meinte sie.

"Die Niederlage im Halbfinale war sehr bitter, und die zwei Stunden danach bis zum Spiel um Platz drei waren sehr schwer. Dann haben wir uns wieder konzentrieren und fokussieren können. Das spricht für uns", sagte Ludwig. Im Kampf um Bronze bezwangen sie die Tschechinnen Hana Klapalova/Lenka Hajeckova mit 2:0 (22:20, 21:17). Im Endspiel triumphierten die überragenden Italienerinnen Greta Cicolari/Marta Menegatti, die Hansel/Montagnolli in nur 31 Minuten mit 2:0 (21:10, 21:12) abfertigten. "Cicolari/Menegatti sind derzeit das beste europäische Paar. Sie sind verdient Europameister geworden", sagte Goller. Die Italienerinnen haben in dieser Saison gegen Goller/Ludwig alle drei Duelle gewonnen.

Nach den Erfolgen im vergangenen Jahr mit dem Gewinn der Europameisterschaft und vier Endspielteilnahmen auf der Weltserie haben Goller/Ludwig in diesem Sommer weder in der Spitze noch in der Breite ihre Leistungen und Ergebnisse aus 2010 bestätigen können. Beide suchen dafür nach Erklärungen, eindeutige gibt es jedoch nicht. "Es ist wohl eine Mischung aus vielen Faktoren, sportlichen, gesundheitlichen und psychologischen", vermutet Teamchef Kortmann, "vielleicht waren auch die an sich selbst gestellten Erwartungen nach der vergangenen Saison zu hoch. Im Sport geht es nicht nur voran, es gibt auch Phasen der Stagnation."

Die Konkurrenz ist im vorolympischen Jahr auf jeden Fall stärker geworden. Alle Länder haben finanziell und logistisch aufgerüstet, die Italiener haben mit der Verpflichtung des ehemaligen US-Beachvolleyball-Weltmeisters Mike Dodd als neuem Cheftrainer dabei den größten Coup gelandet. Goller/Ludwig wiederum mussten sich nach dem Wechsel zur Agentur des Münchners Roman Grill, der 2009 als HSV-Fußball-Sportchef im Gespräch war, mit einer Klage ihres alten Managements beschäftigen. Das forderte einen mittleren fünfstelligen Euro-Betrag als Entschädigung. Leistungsfördernd sind derartige Auseinandersetzungen nicht. "Aber", mahnt Kortmann, "wenn wir anfangen, einen dritten Platz bei einer Europameisterschaft schlecht zu reden, können wir gleich aufhören. Sara und Laura sind weiter die erfolgreichsten Beachvolleyballerinnen in Europa und die Nummer eins in Deutschland."