Nach privaten und sportlichen Tiefschlägen ist der Olympiasieger auf dem Weg zurück in die Weltspitze. London 2012 das große Ziel.

Düsseldorf. Jan Frodeno ist ein Optimist. Nach privaten und sportlichen Tiefschlägen ist der Triathlon-Olympiasieger auf dem Weg zurück in die Weltspitze. Jetzt will sich der 29-Jährige seinen großen Traum erfüllen: Die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2012 in London. Zwei der drei begehrten Tickets für deutsche Athleten werden am Sonntag an gleicher Stätte bereits vergeben. „Ich weiß, dass ich derjenige bin, der sich auf einen Tag bestens vorbereiten kann. Deswegen bin ich optimistisch, dass ich meine Form pünktlich an den Start bringe“, sagte Frodeno der Nachrichtenagentur dapd.

So optimistisch war Frodeno nicht immer. Nachdem er im vergangenen Jahr den WM-Titel quasi auf der Zielgeraden vergab, fiel er in ein mentales Loch: Burnout-Syndrom. Frodeno hat aus dieser Zeit vor allem eines gelernt: Nein zu sagen. Als Ausdauersportler lebe man vom Training, und das mit allzu vielen Terminen zu koordinieren sei schwierig. „Der Körper muss sich erholen, und bei solch einer extremen Belastung darf man das nicht unterschätzen. Und das hat irgendwann psychologische Auswirkungen“, sagte Frodeno.

Um das zu vermeiden, setzt der Olympiasieger von 2008 auf Mentaltraining. Auch während des Rennens steht Frodeno mit sich selbst in einem „inneren Dialog“, wie der 29-Jährige diese Form der Selbstmotivation nennt. Zwar schieße ihm zwischendurch auch mal ein negativer Gedanke durch den Kopf, doch „inzwischen weiß ich ganz gut, den in etwas Positives umzulenken“. Dann entstünden Bilder von einem olympischen 10.000-Meter-Endlauf oder vom berühmten Goldlauf von Dieter Baumann von 1992. „Ich für mich entdeckt, dass ich mich damit richtig gut pushen kann“, sagte Frodeno. Daneben soll der Soundtrack von Rocky den Triathleten zu Höchstleistungen treiben.

Die blieben zuletzt aus, denn zu den privaten Rückschlägen kamen auch sportliche Tiefschläge. In diesem Jahr läuft er der Konkurrenz in der WM-Serie zumeist hinterher, zahlreiche Verletzungen verhinderten oft eine vernünftige Vorbereitung. Beim WM-Heimspiel in Hamburg Mitte Juli verhinderte eine kleine Metallschraube, die bei Frodeno für einen Platten sorgte, eine vordere Platzierung. Es scheint, als habe Frodeno das Pech in diesem Jahr bereits ausgereizt.

Zugute kommt Frodeno bei der Bewältigung der Krisen auch seine Herkunft. Aufgewachsen in Südafrika, hat sich der Modellathlet vor allem seine Lockerheit bewahrt. Doch ganz ohne deutsche Tugenden geht es auch nicht. „Viele meiner Tugenden, die im Sport notwendig sind, sind deutsche: Zielstrebigkeit, aber auch der gewisse Ehrgeiz, Sachen zu erreichen“, sagte Frodeno.

Die WM-Serie hat Frodeno allerdings abgehakt. Die volle Konzentration gilt nun der Olympia-Qualifikation. Am Sonntag in London muss Frodeno für das Olympia-Ticket unter die ersten Zwölf laufen. Zwei weitere Chancen hätte er dann allerdings noch. Doch daran denkt der 29-Jährige gar nicht. „Ich bin an dem Punkt angelangt, wo ich wieder auf die internationale Konkurrenz schaue, wo es für mich darum geht, möglichst weit vorne zu landen. Und so werde ich das Rennen auch angehen“, sagte Frodeno. Als Optimist geht das auch gar nicht anders.