Der 22-jährige Philipp Westermann ist vier Jahre jünger als Martin Kaymer. Profi will der Pinneberger aber erst nach dem Studium werden.

Hamburg. Philipp Westermann hat in der Sommermonaten hart trainiert für sein großes Ziel: die Qualifikation für die British Open der Golfprofis. Von Mittwoch an schlägt der deutsche Amateurmeister von 2010 bei den Europameisterschaften im schwedischen Halmstad ab, mit dem Titel hätte er die Berechtigung für das Traditionsturnier 2012. „Wenn ich gewinne, könnte ich erstmals bei den Profis mitspielen“, sagt der 22 Jahre alte Nationalspieler vor dem wichtigsten Turnier des Jahres.

„Ich muss mein Spiel scharf machen, sonst habe ich über die vier Runden keine Chance“, ergänzt der Wirtschaftsstudent mit Handicap +3 aus Pinneberg, der beim GC Hamburg zum Ausnahme-Golfer reifte und in den USA lernte, Titel zu gewinnen. Mit scharf machen meint er: Sich nicht ablenken lassen, stattdessen voll konzentriert besonders das kurze Spiel ums Grün in Angriff zu nehmen.

Vor eineinhalb Jahren bekam der Norddeutsche ein Stipendium an der Southeastern Louisiana University, gehört mit seinen Kommilitonen zu den besten 50 College-Teams in den USA und kommt nur im Sommer nach Europa. „Die Konkurrenz ist brutal, der Stellenwert von Golf ist in den USA ein ganz anderer“, beschreibt Westermann seine Erfahrung. Was er gelernt hat? Das Handicap sei in Amerika zweitrangig, der Erfolg und die Triumphe zählten. Drei Turniere hat er dort bereits gewonnen und sich einen Namen gemacht.

Und das, obwohl er sich nach einem Bruch des Wadenbeins und des Sprunggelenks vor drei Jahren mühsam zurückarbeiten musste. Die schweren Verletzungen zog er sich beim Fußballspielen zu, seiner zweiten Leidenschaft. Damit ist nun aber Schluss.

Ob er eine Profikarriere wie sein Vorbild Martin Kaymer einschlagen wird, ist noch nicht definitiv geklärt. „Ich habe zweimal mit Kaymer gespielt, das hat mich schon beeindruckt“, sagt er über den Weltranglisten-Dritten, dessen Zielstrebigkeit ihn fasziniert.

In zweieinhalb Jahren will Westermann sein Studium beenden und den Versuch wagen, ins Profilager zu wechseln. „Das habe ich im Hinterkopf“, gibt er zu, „denn ich habe auch Lust auf diesen Lebensstil mit den vielen Reisen“. Bisher steht er 35 Stunden die Woche auf der Golfrange, sein Trainer ist aber noch in Falkenstein. Mit ihm schickt er Videos hin und her und telefoniert. Den Luxus der Profis, die einen persönlichen Coach und Caddy in Lohn und Brot haben, kann er sich nicht leisten. Und bei den Amateur-Turnieren muss er seine Schlägertasche noch selbst tragen.