Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel freut sich trotz Niederlage gegen Button

Budapest. Mit der absoluten Dominanz von Sebastian Vettel und seinem Red-Bull-Team in dieser Formel-1-Saison ist es vorbei. Diese Erkenntnis hatte sich bereits bei den letzten Rennen angedeutet, und sie wurde beim Grand Prix von Ungarn bestätigt. Doch wenn schon verloren werden muss, dann kann eine Niederlage aus Vettels Sicht kaum besser aussehen als gestern. Mit dem Briten Jenson Button besiegte ihn ein Rivale, der in der Gesamtwertung nach zwei Pannenrennen eher als ungefährlich einzustufen ist. Auf seine ärgsten Verfolger Fernando Alonso, Lewis Hamilton und Mark Webber dagegen, die auf den Plätzen drei bis fünf durchs Ziel fuhren, konnte der Deutsche sogar wichtigen Boden gutmachen.

Bevor sich die Formel 1 nun in eine vierwöchige Sommerpause verabschiedet, war das Rennen in Ungarn damit schon eine kleine Vorentscheidung im WM-Kampf. Bei 85 Punkten Vorsprung und noch acht ausstehenden Rennen müsste Vettel nun schon im Schnitt mehr als zehn Zähler pro Lauf verlieren, um die Titelverteidigung noch zu verpassen. Rein rechnerisch würden ihm jeweils dritte Plätze dafür reichen.

"Wenn schon kein Red Bull gewinnt, dann war Jenson Button der ideale Sieger", strahlte Vettels Teamchef Christian Horner. Auch Vettel sprach von einem "guten Ergebnis", kritisierte jedoch die nachlassende Siegfähigkeit seines Autos: "Unser Ziel muss es sein, wieder Rennen zu gewinnen." Der Weltmeister ist nun schon drei Rennen hintereinander sieglos geblieben. Das war ihm zuletzt im vergangenen Herbst passiert. Vettels Ehrgeiz ist bekannt, sein Gesicht bei der Siegerehrung kündigte entsprechend nur von mäßiger Begeisterung.

"Es nagt ein bisschen, weil ich das Gefühl hatte, das Rennen gewinnen zu können", sagte er. "Ich bin natürlich zufrieden, aber nicht ganz glücklich." Immerhin hatte er im Qualifikationstraining am Sonnabend mit einer heroischen Schlussrunde die Poleposition erobert, nachdem seine Mechaniker das Auto zuvor in Nachtarbeit nach seinen Wünschen umgebaut hatten. Doch während des Rennens herrschten nasse, kalte Bedingungen - ein Terrain, das dem Red-Bull-Rennwagen in dieser Saison nie so recht gelegen hat.

Wohl aber Jenson Button. Der 31 Jahre alte englische McLaren-Pilot, der seit jeher als Spezialist für widrige Umstände gilt und zuletzt in Kanada gewonnen hatte, obwohl er dort zwischenzeitlich auf dem letzten Platz rangierte, feierte einen besonderen Triumph. Denn er fuhr in Budapest seinen 200. Grand Prix. "Jetzt kann die Party losgehen", jubelte er. "Ein wunderbares Rennen, eins meiner schönsten." In Budapest war ihm vor fünf Jahren sein erster Sieg gelungen - natürlich auch im Regen. "Jetzt lasst uns nach der Sommerpause alle Rennen gewinnen", rief Button seinem Team zu. Er liegt übrigens genau 100 Punkte hinter Vettel.

Lange hatte sein Teamkollege Hamilton wie der Sieger ausgesehen. Von Beginn an attackierte er Vettel, in Runde fünf zwang er den Titelverteidiger zu einem Ausrutscher und übernahm die Spitze. Neun Runden später musste der Deutsche auch Button passieren lassen - der Brite profitierte davon, dass er früher von Intermediate-Reifen auf Slicks gewechselt hatte.

Das Rennen hatte auf nassem Untergrund begonnen, ehe die Piste zunehmend abtrocknete. Zur Mitte des Grand Prix zeichnete sich ein klares Bild ab: Hamilton vor Button und Vettel, jeweils mit gehörigem Sicherheitsabstand. Nach hektischem Beginn beruhigte sich die Szenerie, die größten Aufreger in dieser Phase waren der finale Ausritt von Michael Schumacher, Tiefpunkt eines erneut katastrophalen Wochenendes für das Mercedes-Team , und das spektakuläre Rennende für Nick Heidfeld.

Nach einem Reifenwechsel fing sein Renault bei der Ausfahrt aus der Boxengasse plötzlich Feuer, geistesgegenwärtig parkte der Deutsche das Auto am Pistenrand und sprang aus dem Cockpit. Es war bereits sein zweites Branderlebnis in dieser Saison nach dem Grand Prix von Spanien. "Die Flammen kamen ein bisschen zu nah, das war extremer als damals in Barcelona", sagte Heidfeld, während nach dem gelöschten Feuer noch minutelang der Rauch aufstieg. Ersten Vermutungen zufolge könnte ein Defekt an der Kers-Batterie den Brand ausgelöst haben. "So eine Explosion habe ich bei einem Formel-1-Auto noch nie gesehen", sagte Heidfeld: "Zum Glück ist mir nichts passiert."

An der Spitze wurde das Feld erst wieder durchgemischt, als es in der 45. von 70 Runden erneut zu tröpfeln begann. Nach einem Dreher von Hamilton zog Button vorbei, verlor durch einen eigenen Rutscher wieder die Führung an seinen Landsmann, holte sie sich jedoch auf der nächsten Geraden wieder zurück. Es war der Moment, als Hamilton, anders als seine Konkurrenten Button und Vettel auf einer Vier-Stopp-Strategie unterwegs, zum Opfer der entscheidenden Fehlkalkulation wurde. Sein Team zog ihm in der 53. Runde wieder Regenreifen auf, das Nieseln endete jedoch so schnell wie es gekommen war - zwei Runden später musste der Weltmeister von 2008 schon wieder an den Boxen parken, um den Fehler zu korrigieren.

"Wir hatten Regen auf dem Radar, aber der kam dann nicht so wie erwartet", entschuldigte sich McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh. Doch nachdem Hamilton für seine zu aggressive Wiedereingliederung nach dem Dreher auch noch eine Durchfahrtsstrafe kassierte, fiel er bis auf Platz sechs zurück. Am Ende rettete er zwar Rang vier - aber das war für den aggressiven Briten nur ein schwacher Trost.