19-Jähriger überzeugt bei WM in Shanghai - Freistilstaffel auf Platz vier - Turbulenzen um Steffen

Shanghai. Am Tag der vielerorts als Flucht interpretierten Abreise von Britta Steffen aus Shanghai ist Christian vom Lehn mit WM-Bronze über 200 Meter Brust ins Rampenlicht geschwommen. "Damit habe ich mir einen Traum erfüllt. Ich bin überglücklich", sagte der 19-Jährige mit einem strahlenden Lächeln - während sein Heimtrainer Farshid Sham zu Hause in Wuppertal eine Flasche Sekt köpfte.

Vom Lehn sorgte nicht nur für die vierte Bronzemedaille im Crown-Indoor-Stadium, sondern verschaffte dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) nach den Turbulenzen um Doppel-Olympiasiegerin Steffen das erhoffte Erfolgserlebnis. Während DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow dem mehrmaligen Junioren-Europameister auf der Tribüne zujubelte, gab es für vom Lehn ein besonderes Kompliment von Franziska van Almsick. "Er kommt nicht nur bei den Mädels im Team gut an. Er ist ein sympathischer junger Mann und ist ein beherztes Rennen geschwommen", sagte van Almsick.

In 2:09,06 Minuten musste sich vom Lehn in seinem ersten WM-Finale nur Titelverteidiger Daniel Gyurta aus Ungarn (2:08,41) und dem zweimaligen Olympiasieger Kosuke Kitajima aus Japan (2:08,63) geschlagen geben. Danach schnappte der Youngster erst mal kräftig nach Luft, ehe er seine Freude zum Ausdruck brachte. Überzeugen konnte auch die 4x200-Meter-Freistilstaffel mit dem zweimaligen WM-Dritten Paul Biedermann, Tim Wallburger, Christoph Fildebrandt und Benjamin Starke auf Platz vier. "Das ist ein gutes Ergebnis. Wir haben uns toll gesteigert", erklärte Biedermann, der als Startschwimmer vor dem Franzosen Yannick Agnel und Rekord-Olympiasieger Michael Phelps blieb. Am Ende triumphierte aber das US-Quartett mit Phelps und Ryan Lochte (7:02,67) vor den Franzosen (7:04,81) und China (7:05,67). Der Lohn für die deutsche Staffel (7:08,32) war die Qualifikation für Olympia im kommenden Jahr in London. Im Vorlauf hatten Biedermann und Co. als Achte mit drei Hundertstelsekunden vor Australien nur mit Ach und Krach das Finale erreicht.

Allerdings musste der DSV auch weitere Enttäuschungen hinnehmen. Über 100 Meter Schmetterling verpassten der Neuköllner Benjamin Starke als Neunter (52,18) und der Hamburger Steffen Deibler (52,55) auf Rang 15 bei der Halbfinalbestzeit von Phelps (51,47) den Einzug in den Endlauf. Der Frankfurter Schwimmer Marco Di Carli blieb nach seiner Paradestrecke 100 Meter Freistil auf Platz 25 (22,65) vorzeitig auf der Strecke.

Dagegen setzte Lochte seine Shanghai-Show fort. Der US-Amerikaner sicherte sich auch den Titel über 200 Meter Rücken (1:52,96). Am Tag zuvor hatte Lochte über 200 Meter Lagen den ersten Langbahn-Weltrekord nach dem Verbot der Hightech-Anzüge aufgestellt. In Abwesenheit von Steffen traten die Dänin Jeanette Ottesen und die Weißrussin Alexandra Herasimenia zeitgleich (53,45) die Nachfolge über 100 Meter Freistil an.

Steffen war nach ihrem WM-Fiasko und dem Verzicht auf weitere Starts am Freitag Hals über Kopf vom Ort ihrer Schmach abgereist. Selbst das Rennen ihres Freundes Biedermann mit der Staffel verfolgte die 27-Jährige nicht mehr in China. Da saß die Berlinerin schon im Flugzeug Richtung Heimat. Bundestrainer Dirk Lange war über den Abflug Steffens vorab nicht informiert worden und zeigte sich "überrascht". Buschkow sprach von "verschiedenen Beweggründen". Spekulationen, wonach Steffen wegen ihres Startverzichts in der Lagenstaffel eine vorzeitige Abreise nahe gelegt worden war, widersprach Buschkow: "Es war ihre Entscheidung."