Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Der dreimalige Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart nannte den Nürburgring einmal "die grüne Hölle". Es war eine Mischung aus Liebe und Hass, mit der er die klassische Rennstrecke in der Eifel bedachte. Eine 22,8 Kilometer lange Piste, die Rennfahrern und ihren Maschinen alles abverlangte, Legende und Mythos.

Längst hat sich der Nürburgring gesundgeschrumpft, fährt die Formel 1 auf einem neuen Kurs neben der berühmten Nordschleife, der nur noch ein Fünftel so lang ist, aber dennoch die Tradition wahrt.

Im Wechsel mit dem Hockenheimring versuchten die Betreiber der Eifelrennstrecke über die Runden zu kommen. Doch nun droht dem Nürburgring die Zielflagge. Die Preistreiberei des Formel-1-Vermarkters Bernie Ecclestone hat den Klassiker ausgelaugt. Weitere Steigerungen sind nicht drin. Das Bundesland Rheinland-Pfalz hat als 90-Prozent-Eigner höhere Zuschüsse ausgeschlossen. Sollte Ecclestone nicht einlenken, könnten wir am Sonntag den letzten Grand Prix in der Eifel gesehen haben.

Es mag für eine "Welt"-Meisterschaft Sinn machen, neue Stationen in den finanzstarken Märkten in Fernost oder im Nahen Osten zu finden. Auf den modernen Retortenpisten ist der Asphalt mit Geld gepflastert, auf Dauer zerstört die Formel 1 aber damit ihren Markenkern. In einen Saisonkalender, der gut 20 Rennen umfasst, gehört der Nürburgring genauso wie die anderen Traditionsstrecken in Spa, Monza oder Monte Carlo. Ohne sie wäre es nicht mehr die Formel 1, sondern irgendein Rennzirkus. Viele glauben allerdings, dass dies ohnehin längst der Fall ist.