Hamburg. Am Mittwochabend gingen die Einschätzungen der Experten auseinander. Cedrik Marcel Stebe hatte gerade den Russen Nikolai Dawidenko mit 6:3 und 7:6 (7:5) ausgeschaltet, und natürlich waren einige versucht, den Sieg des 168. der Weltrangliste über den 29. als Sensation einzustufen. Andere wiederum sehen Erfolge des Schwaben aus Vaihingen gegen den Hamburg-Gewinner von 2009 mittlerweile fast schon als Gewohnheit an, nachdem Stebe in der vorigen Woche in Stuttgart den Russen in Runde eins ebenfalls geschlagen hatte, damals in drei Sätzen.

Worauf man sich einigen konnte, war dies: Der 20-Jährige, der in seiner Freizeit gern Schlagzeug spielt, um den Kopf freizubekommen, hatte eine ansprechende Leistung geboten, allerdings auch von den vielen ungewohnten Fehlern profitiert, die Dawidenko unterliefen. Seit seinem Handgelenkbruch im März 2010 hat der einst als "Ballwand" gefürchtete Russe nie mehr zu alter Stärke gefunden. "Nach dem Sieg in Stuttgart gegen ihn habe ich an mich geglaubt. Wenn ich weiter so spiele, habe ich auch im Achtelfinale gegen Fernando Verdasco meine Chance", sagte der Youngster.

Neben Stebe, Tobias Kamke und Julian Reister (siehe Nebentext) können die Fans heute im Achtelfinale auch die deutsche Nummer eins bewundern. Dem Bayreuther Florian Mayer, Nummer 20 der Welt, genügte eine durchschnittliche Leistung, um in seinem Auftaktmatch vor 3500 Fans auf dem Centre-Court, insgesamt kamen 8000 auf die Anlage, den türkischen Qualifikanten Marsel Ilhan mit 6:4 und 7:6 (7:5) niederzuringen. Mayer trifft heute auf den Argentinier Juan Monaco. Der Stuttgarter Bastian Knittel wurde dagegen für seinen harten Kampf nicht belohnt und unterlag dem Kroaten Marin Cilic 3:6, 7:6 (7:4) und 4:6. Am späten Abend zog dann Philipp Kohlschreiber (Augsburg) als fünfter Deutscher ins Achtelfinale ein. Sein spanischer Kontrahent Albert Montanes gab bei 1:6 und 2:3 aus seiner Sicht verletzt auf.

Einen Hauch von Weltklasse verbreitete im hochklassigsten Match des Tages der Franzose Gaël Monfils, der bei seinem 6:4, 6:2-Sieg gegen den spanischen Qualifikanten Albert Ramos phasenweise nachwies, warum er am Rothenbaum topgesetzt und einer der Favoriten auf den Turniersieg ist. Als der Weltranglisten-Siebte kurz vor Ende der Partie einen Stopp quer übers gesamte Feld erlief und den Ball longline ins hintere Eck der gegnerischen Hälfte spielte, klatschte sogar sein Konkurrent Beifall. Mehr Mühe hatte Vorjahresfinalist Jürgen Melzer aus Österreich, der den Spanier Daniel Gimeno-Traver 6:3, 5:7, 6:1 besiegte.