Shanghai. Für Patrick Hausding platzte der Traum von der zweiten WM-Medaille zwei Tage nach dem Silber-Sprung vom Turm, Angela Maurer fischte aus den aufgeheizten Fluten vor Shanghai immerhin ihr Olympiaticket. An einem Tag ohne Edelmetall schwankte das deutsche Team bei den Schwimm-Weltmeisterschaften zwischen Frust und Freude. "Wir haben dreimal gefeiert, jetzt holen wir wieder neuen Schwung", bilanzierte Lutz Buschkow, Leistungssportdirektor des Deutschen Schwimm-Verbandes, nach dem ersten leichten Rückschlag.

Enttäuscht war vor allem Hausding. "Die Synchronität hat nicht gestimmt", stellte der Berliner nach dem fünften Platz an der Seite von Stephan Feck im Finale vom Drei-Meter-Brett fest. "Wir haben zwar versucht, irgendwo auszugleichen. Aber das hat sich auf die Einzelsprünge ausgewirkt."

So war relativ schnell klar: Mit der vierten deutschen Medaille und dem dritten Olympia-Quotenplatz wurde es nichts im Springer-Stadion von Shanghai. Nach dem dritten Durchgang fielen die Doppel-Europameister aus Berlin und Leipzig vom dritten auf den sechsten Rang zurück. Als beim vierten Sprung auch noch Hausding patzte, wurde der Rückstand zu groß.

Völlig erschöpft hatte Maurer am Morgen nach zehn Kilometern im fast 30 Grad warmen Wasser den Strand von Jinshan erreicht und bekam zur Belohnung eine kalte Dusche. Trainer Stefan Lurz schüttete ihr eine Flasche Wasser über den Kopf. "Die Hitze ist schon brutal", sagte die zweimalige Freiwasser-Weltmeisterin nach ihrem achten Platz und japste nach Luft. Als die Kräfte langsam zurückkamen, stellte sich auch die Freude ein. "Ich bin super happy", sagte die 35-Jährige, "es war mein Ziel, dieses Ticket zu lösen. Der Platz war mir egal." Am Ende der vierten Runde auf dem 2,5-Kilometer-Kurs im Süden der Millionenmetropole fehlten der Weltmeisterin von 2006 und 2009 nach 2:02:15,1 Stunden zwar 14,3 Sekunden zu Bronze, doch sie hatte die Top Ten und damit London 2012 erreicht.

"Es ging um Olympia", sagte die Polizistin, die 2008 in Peking nur um eine Sekunde olympisches Edelmetall verfehlte und "noch eine Rechnung offen" hat. "In London werden die Karten neu gemischt." Die WM-Medaille will sie nun am Sonnabend über ihre Spezialdistanz 25 Kilometer holen. Wegen der tropischen Hitze beginnt das Rennen eine Stunde früher als geplant - bereits um 7.15 Uhr Ortszeit (1.15 Uhr MESZ). "Jetzt fällt erst mal ein Ballast von mir ab, jetzt konzentriere ich mich auf die 25." Über die lange Strecke holte sie ihre beiden WM-Titel.