Der 17-jährige Hamburger Philip Köster gilt als “Wunderkind“ der Szene, weil er als einziger Surfer den doppelten Salto beherrscht

Hamburg. Wenn ihm dieser Trick noch einmal gelingt, wird Philip Köster Weltmeister. Nur: Er weiß immer erst, wenn er abgehoben hat, ob er es versucht, ob die Welle ihn hoch genug in die Luft katapultiert. Zehn Meter müssen es schon sein, dann läuft alles wie von allein: "Es passiert einfach", sagt er.

Bei dem Trick handelt es sich um den "Push-Loop forward", eine Rückwärtsrotation mit anschließender Vorwärtsrotation. Zwei Salti hintereinander - Philip Köster ist der Einzige, der diesen Sprung beherrscht. Auf Teneriffa hat er ihn jetzt erstmals bei einem World Cup gezeigt und gestanden. Bestnoten garantiert. Der erst 17-jährige Hamburger, der keine hundert Meter vom Meer entfernt auf Gran Canaria aufgewachsen ist, gewann seinen zweiten Weltcup in dieser Saison. Sollte er einen der drei noch folgenden Weltcups in Dänemark, auf Sylt oder auf den Kapverden gewinnen, ist er der erste deutsche Windsurf-Weltmeister.

Mit acht Jahren stand Philip Köster das erste Mal auf dem Brett, seitdem jeden Tag vier bis fünf Stunden. Mit zwölf fuhr er erstmals bei einem Weltcup mit. Die Passion für das Surfen und die meisten Tricks hat Köster von seinen Eltern gelernt, die am schwarzen Steinstrand Playa Vargas auf Gran Canaria eine Surfschule betreiben.

"Mittlerweile bin ich wohl besser als mein Vater, aber er kann meine Bewegungsabläufe perfekt korrigieren. Er ist der Theoretiker", sagt Köster, der sich inzwischen selbst neue Tricks ausdenkt. Meistens lernt er sie dann innerhalb einer Woche. Nur beim "Push-Loop forward" dauerte es ein bisschen länger. Aber die vielen Stürze haben sich gelohnt. "Ich kann gar nicht glauben, dass ich schon zwei Weltcups gewonnen habe und meinem Traum, Weltmeister zu werden, näher gekommen bin", sagt er. 2009 hatte Köster erstmals einen Weltcup gewonnen, 2010 wurde er als "Surfer of the Year" ausgezeichnet, "eine tolle Geschichte", wie er mit mehr Verwunderung als Stolz sagt. Zu verschmerzen ist dabei, dass es zu Verletzungen kommen kann.

Vergangenes Jahr brach er sich das Handgelenk, Bänderdehnungen oder Zerrungen hat er ständig. Aber er ist hart im Nehmen, denn er weiß, dass er ohne das Surfen nicht glücklich wäre. Mittlerweile ermöglichen ihm Sponsoren wie Red Bull die vielen Reisen. Zu Fotoaufnahmen geht es nach Hawaii oder Australien, zum Testen von neuem Equipment nach Thailand. Köster, der auf einer deutschen Schule auf Gran Canaria seinen Realschulabschluss gemacht hat, kann sich nichts anderes vorstellen, als durch die Welt zu reisen und sein Hobby zum Beruf zu machen. Nach Hamburg kommt er dennoch mehrmals im Jahr. "Ich mag die Stadt, es gibt nur zu wenige Wellen."