Bei Familie Kohlschreiber lief Ende der 80er-Jahre häufig Tennis im Fernsehen. Die dauerhafte Beschäftigung mit dem Sport brachte Sohn Philipp im Alter von fünf Jahren dazu, so lange zu quengeln, bis ihn seine Mutter zu einer ihrer Trainerstunden mitnahm. "Ich durfte ein paar Bälle schlagen, und der Trainer meinte, dass ich Talent hätte", erinnert er sich.

Die Karriere nahm allerdings erst Fahrt auf, nachdem die Familie für zwei Jahre nach Caracas gezogen war. In Venezuelas Hauptstadt spielte der Achtjährige dreimal zwei Stunden pro Woche und schlug sogar bei ersten Turnieren auf. Sein erstes Match verlor er 0:6 und 0:6. "Ich war so nervös, dass ich keinen Ball ins Feld gespielt habe", sagt er.

Es war eine Zeit, die ihn indes nicht nur sportlich prägte: "Als ich zurück nach Bayern kam und mich beim Landesverband zur ersten Sichtung vorstellte, war ich braun gebrannt und trug bunte Klamotten wie ein Kanarienvogel. Mit meinen Bermudas fiel ich fast mehr auf als durch mein Tennis", sagt er. Beim TC Augsburg lernte er bald die Ernsthaftigkeit seines Sports kennen. Hier bekam er die ersten Einzelstunden, übte fünfmal die Woche - die Basis für die Profikarriere, die er als 16-Jähriger erstmals ins Auge fasste, war gelegt.