Florian Mayer genießt ein Freilos. In Runde zwei könnte er auf Philipp Petzschner treffen. Reister spielt gegen Istomin, Kamke gegen Riba.

Hamburg. Viele der Zuschauer, die am Sonnabendnachmittag in der Europa-Passage am Jungfernstieg die Auslosung für das Hauptfeld des ATP-Tennisturniers am Rothenbaum verfolgten, konnten den Mann im gestreiften Poloshirt und dem über die Schultern gelegten roten Pullover nicht auf Anhieb einordnen. „Ich kenne das Gesicht“, sagte ein nach eigenen Angaben durchschnittlich tennisinteressierter Herr gesetzten Alters, „aber ich kann es nicht zuordnen.“ Als der Mann dann auf die Bühne gebeten und als „Ivan Lendl“ vorgestellt wurde, konnte der Beobachter es kaum glauben. „Mensch, ist der alt geworden“, entfuhr es ihm, und die Umstehenden nickten nur.

Tatsächlich haben 16 Jahre Profitennis ihre Spuren hinterlassen im Gesicht und am Haupthaar des gebürtigen Tschechen. Wie fit der 51-Jährige, der 94 ATP-Turniere gewann und 270 Wochen die Nummer eins der Weltrangliste war, heute noch ist, davon können sich Hamburgs Tennisfans am Sonntagabend um 19 Uhr ein Bild machen. Dann trifft Lendl in einem Schaukampf auf dem Centre-Court am Rothenbaum auf Turnierdirektor Michael Stich. Der Eintritt ist frei, 7500 Menschen finden auf den Tribünen Platz.

Stich, 42, machte im Vergleich zu Lendl zwar den wesentlich frischeren Eindruck, doch da sein Rivale sich auf der Seniorentour der Golfer fit hält und bis morgen die Strapazen des Langstreckenflugs aus den USA nach Hamburg aus den Knochen geschüttelt haben will, erwartet der Wimbledonsieger von 1991 einen harten Kampf. „Ivan war immer 100 Prozent vorbereitet, und wir wollen dem Publikum etwas bieten“, sagte Stich, der von sieben Matches gegen Lendl auf der ATP-Tour nur das letzte, 1993 am Rothenbaum, gewinnen konnte. „Diese Führung will ich mir nicht nehmen lassen“, sagte er.

Von Montag an spielen am Rothenbaum dann 48 aktuelle Profis um den Turniersieg. Stich hofft vor allem auf gutes Wetter, aber auch endlich auf einen Nachfolger. Immerhin ist der gebürtige Pinneberger der letzte deutsche Spieler, der in Hamburg triumphieren konnte. Dieser Erfolg ist mittlerweile 18 Jahre her. „Es wird Zeit, dass mich mal jemand ablöst“, sagt Stich. Die Hoffnungen ruhen dabei vor allem auf Vorjahres-Halbfinalist Florian Mayer. Der Bayreuther, als bester deutscher Profi auf Rang 20 der Welt notiert, hat in Runde eins ein Freilos, könnte aber schon in der zweiten Runde auf seinen Daviscup-Kollegen Philipp Petzschner treffen, der sich zunächst gegen einen der Qualifikanten behaupten muss, die am Sonntag von elf Uhr an die sechs Tickets fürs Hauptfeld ausspielen.

Ein hartes Los erwischte auch die deutsche Nummer zwei, Philipp Kohlschreiber. Der Augsburger hat es in Runde eins mit Titelverteidiger Andrej Golubjew aus Kasachstan zu tun. In Runde zwei würde der gesetzte Spanier Albert Montanes warten. Interessante Aufgaben bekamen die beiden Lokalmatadoren zugelost. Der Reinbeker Julian Reister erhält die Chance zur Revanche gegen den Usbeken Denis Istomin, dem er im Vorjahr im Achtelfinale unterlegen war. „Das ist doch eine gute Gelegenheit, um mich zu rehabilitieren“, sagte Reister. Tobias Kamke aus Lübeck muss sich in Runde eins gegen den Spanier Pere Riba behaupten. „Gegen ihn habe ich bei zwei Partien eine ausgeglichene Bilanz. Ich denke aber, dass ich ihn auf jeden Fall packen kann, denn ich will bei meinem Lieblingsturnier weit kommen“, sagte Kamke.

Die beiden 25-Jährigen, die auch privat gut befreundet sind, teilen sich mit Ralph Grambow einen Trainer. Die spezielle Vorbereitung auf ihre Erstrundenmatches kann allerdings erst am Sonntag beginnen, da der Coach am Sonnabend auf einer Hochzeit in der Nähe von Aachen weilt. „Wir werden aber trotzdem genug Gelegenheit haben, uns auf die ersten Gegner einzustellen“, sagte Kamke, der genau wie Reister im Turnierhotel wohnen wird. Beide freuen sich riesig auf ihr Heimspiel, zumal sie von einer großen Zahl Freunden und Familienmitgliedern unterstützt werden.

Die weiteren beiden per Wildcard fürs Hauptfeld qualifizierten Deutschen dürften Schwierigkeiten haben, die zweite Runde zu erreichen. Andreas Beck (Ravensburg) tritt gegen den Tschechen Radek Stepanek an. Cedric-Marcel Stebe (Vaihingen/Enz), der in dieser Woche beim Turnier in Stuttgart überraschend das Viertelfinale erreicht hatte, muss sich dem ehemaligen Weltranglistenersten Juan Carlos Ferrero aus Spanien stellen. Die genauen Spielansetzungen werden am Sonntagabend bekannt gegeben. Der Eintritt auf die Anlage und zu den Nebenplätzen ist erstmals in der Geschichte des Turniers frei, um mehr Menschen für den Sport zu begeistern.

Die Partien in der Übersicht:

Gael Monfils (Frankreich/1) – Freilos

Adrian Mannarino (Frankreich) – Qualifikant

Radek Stepanek (Tschechien) – Andreas Beck (Ravensburg)

Andreas Seppi (Italien/13) – Freilos

Alexander Dolgopolow (Ukraine/10) – Freilos

Jarkko Nieminen (Finnland) – Santiago Giraldo (Kolumbien)

Maximo Gonzalez (Argentinien) – Sergej Stachowski (Ukraine)

Gilles Simon (Frankreich/5) – Freilos

Michail Juschni (Russland/4) – Freilos

Carlos Berlocq (Argentinien) – Robin Haase (Niederlande)

Julian Reister (Reinbek) – Denis Istomin (Usbekistan)

Guillermo Garcia-Lopez (Spanien/14) – Freilos

Marin Cilic (Kroatien/12) – Freilos

Ivan Dodig (Kroatien) – Qualifikant

Tobias Kamke (Lübeck) – Pere Riba (Spanien)

Juan Ignacio Chela (Argentinien/7) – Freilos

Florian Mayer (Bayreuth/6) – Freilos

Philipp Petzschner (Bayreuth) – Qualifikant

Juan Monaco (Argentinien) – Qualifikant

Janko Tipsarevic (Serbien/9) – Freilos

Albert Montanes (Spanien/16) – Freilos

Philipp Kohlschreiber (Augsburg) – Andrej Golubjew (Kasachstan)

Potito Starace (Italien) – Qualifikant

Nicolas Almagro (Spanien/3) – Freilos

Fernando Verdasco (Spanien/8) – Freilos

Julien Benneteau (Frankreich) – Pablo Andujar (Spanien)

Cedric-Marcel Stebe (Vaihingen/Enz) – Juan Carlos Ferrero (Spanien)

Nikolai Dawidenko (Russland/11) – Freilos

Fabio Fognini (Italien/15) – Freilos

Jeremy Chardy (Frankreich) – Qualifikant

Marcel Granollers (Spanien) – Daniel Gimeno-Traver (Spanien)

Jürgen Melzer (Österreich/2) – Freilos