Franzose Voeckler fährt ins Gelbe Trikot, Tony Martin Sechster

Saint-Flour. Knochenbrüche, Schnittwunden, schlimme Stürze: Nach einer "brutalen Tour" durch das französische Zentralmassiv geriet das sportliche Ergebnis in den Hintergrund, die Empörung im Fahrerfeld war groß. "Das Problem ist die Streckenführung. Wir sind blind in die Kurve gefahren", schimpfte Tony Martin nach einem heftigen Massensturz auf der neunten Etappe der 98. Frankreich-Rundfahrt, der das Ende der Tour-Karriere von Alexander Winokurow bedeutete.

Der Kasache rauschte mit Tempo 70 die Böschung hinunter und kam nach ersten Erkenntnissen mit einem Oberschenkelbruch noch glimpflich davon. Fast die Hälfte des Pelotons war in der Kurve zu Fall gekommen, eine Reihe weiterer Fahrer wurde aus allen Tour-Träumen gerissen. Podiumsanwärter Jurgen van den Broeck (Belgien) erlitt einen Schulterblattbruch sowie ein Lungentrauma und wurde wie Winokurow ins Krankenhaus gebracht. Außerdem trug Frederik Willems einen Bruch des Schlüsselbeins davon, der Amerikaner David Zabriskie musste mit einem Handgelenksbruch aufgeben.

Unklar ist noch die Schwere der Verletzung bei Andreas Klöden, der die Etappe zwar zu Ende fuhr, hinterher aber auch ins Krankenhaus musste. Martin stürzte ebenfalls, kam jedoch mit zwei Schürfwunden am Knie davon.

Dass auf der neunten Etappe nicht weitaus Schlimmeres passierte, war fast schon ein Wunder. So stockte 35 Kilometer vor dem Ziel den Radsportfans erneut der Atem. Als ein TV-Fahrzeug die Spitzengruppe überholen wollte, touchierte es den Spanier Juan Antonio Flecha, der bei seinem Sturz auch noch Johnny Hoogerland (Niederlande) mitriss und dann in hohem Bogen in einen Stacheldrahtzaun fiel. Beide Fahrer konnten die Fahrt nach Saint-Flour jedoch fortsetzen. "Er ist überall verletzt - am Kopf, am Körper, an den Armen. Ich habe ihn nur durch die Luft fliegen sehen", sagte Michel Cornelissen, sportlicher Leiter des Vaconsoleil-Teams von Flecha. Auch Rolf Aldag war entsetzt: "Die Tour wird immer größer und wilder und die Straßen immer schmaler. Irgendwann sollte man nur noch qualifizierte Leute in der Kolonne zulassen."

Sport wurde nebenbei auch noch geboten: Der Ausreißerkönig Thomas Voeckler eroberte das Gelbe Trikot, die Etappe über 208 Kilometer von Issoire nach Saint-Flour gewann der Spanier Luis Leon Sanchez. Voeckler, der den zweiten Platz in Saint-Flour belegte, schlüpfte zum zweiten Mal nach 2005 ins Gelbe Trikot und löste Thor Hushovd an der Spitze der Gesamtwertung ab. Das Hauptfeld mit den Favoriten erreichte knapp vier Minuten nach Sanchez das Ziel. Bester Deutscher in der Gesamtwertung ist Tony Martin als Sechster mit einem Rückstand von 2:38 Minuten.