Der neue Handball-Bundestrainer Martin Heuberger startete seine Karriere zwischen den Pfosten

Dortmund/Hamburg. An Kameras und Blitzlichter muss sich Martin Heuberger erst gewöhnen. "Ich brauche das Rampenlicht nicht", hat er einmal gesagt. Am Dienstag aber konnte sich der 47-Jährige dem medialen Auftrieb nicht entziehen. Es ist nun einmal nicht machbar, den Nachfolger des großen Heiner Brand als Handball-Bundestrainer im stillen Kämmerlein zu präsentieren. Der langjährige Co-Trainer, anfangs etwas nervös, absolvierte den ersten Pflichttermin im Saal 10 des Dortmunder Kongresszentrums aber dann recht souverän. Er freue sich sehr über diese Aufgabe, sagte der Mann aus Schutterwald, "einmal Nationaltrainer zu sein, das war mein Traum".

Der Deutsche Handballbund (DHB) stattet Heuberger mit einem Vertrag bis zum 30. Juni 2014 aus. Zuvor hatte das Landratsamt Ortenau, wo Heuberger bis 2001 als Diplom-Verwaltungswirt im Umweltschutz tätig war, ihn für diese Zeit beurlaubt. Wer als Co-Trainer an seiner Seite stehe, sei noch nicht entschieden. Darüber wolle er noch nachdenken, meinte Heuberger. Als Kandidat gilt der Weltmeister von 2007, Christian Schwarzer, der aktuell die DHB-Jugend trainiert.

Wer ist der Mann, der die deutschen Männer im Januar 2012, bei der EM in Serbien, doch noch zu Olympia 2012 in London bringen soll? In den letzten Monaten, als über die Nachfolge spekuliert wurde, beschrieben viele Heuberger als "Schattenmann" Brands. Aber solche Verkürzungen werden seiner Biografie nicht gerecht. Er hat jede Menge Erfolge vorzuweisen.

Auf 26 Länderspiele hat er es als Aktiver gebracht. Dass er überhaupt als Kreisläufer dahin kam, kann man getrost als Sensation vermelden, denn bis zur A-Jugend stand Heuberger im Tor. Armin Emrich, 1993 Bundestrainer der DHB-Männer, schulte Heuberger beim TV Schutterwald um. Eine weitere Folge dieses Positionswechsels ist der unrunde, watschelige Gang Heubergers: Wie Brand hat auch er Hüftprobleme. Ein Resultat davon, dass er sich als Kreisläufer Tausende Male mit größter Wucht in den Wurfkreis stürzte.

Mit wem man auch spricht, Heuberger wird geschildert als Taktik-Fuchs, als Besessener des Handballs. Emrich, sein Ziehvater, beschreibt ihn im "Handball-Magazin" als "fleißig und strebsam", Heuberger lebe "Teamgeist mit Leib und Seele". Dieses Arbeitsethos hat Heuberger zu einem der erfolgreichsten Junioren-Trainer aller Zeiten reifen lassen. Unter ihm gewann der DHB-Nachwuchs 2009 die Weltmeisterschaft, 2004 und 2006 die EM, hinzu kamen viele glänzende Platzierungen. "Er hat nächtelang Video geschaut, um uns auf jeden Gegner akribisch vorzubereiten", erzählt Kristian Nippes, der Kapitän der Weltmeister von 2009. Heuberger wirke zwar auf den ersten Blick zurückhaltend, sei aber in Wirklichkeit sehr offen und aufnahmebereit, und seine handballfachlichen Qualitäten unbestritten.

Zu hoffen ist, dass Heuberger mit den Männern einen besseren Start erwischt als damals 2003, bei seiner ersten Junioren-WM. Damals unterlag das Team aus dem Mutterland des Handballs dem Zwerg Katar und schied in der Vorrunde aus. Heuberger schimpfte über das arrogante Auftreten einiger Spieler. Daraufhin entgegnete der Torwart: "Heuberger muss noch viel lernen, aber das weiß er auch", der Trainer sei häufiger nervöser gewesen als die Spieler. Der Name des Torwarts: Johannes Bitter, der große Rückhalt des aktuellen deutschen Meisters HSV...