Wenn die Vollblüter durch den Horner Bogen preschen und in die Zielgerade galoppieren, dreht auch der Mann im zweiten Stock der Haupttribüne so richtig auf: Die Reportagen des Rennbahnkommentators Manfred Chapman garantieren jenen Gänsehautfaktor, der während der Derbywoche seit 1980 zum guten Ton gehört.

Seitdem sitzt der gebürtige Frankfurter mit Wohnsitz in Köln auf einem wackeligen Stuhl in seinem Bretterverschlag und macht sogar aus müden Rennen mitreißende Ereignisse. Wie schafft er es, in Feldern von bis zu 20 Rennpferden praktisch immer richtig zu liegen? "Ich sehe die Farben der Jockeys", entgegnet er, "und dann muss ich nur noch das richtige Pferd dazukombinieren." Keiner kann das so temperamentvoll und herzerfrischend wie der 63 Jahre alte Turfkönig mit dem gewinnenden Naturell. Die Begeisterung für den Rennsport muss in den Genen liegen: Großvater Edward war ein berühmter Trainer in England, Vater Richard nach dem Krieg erfolgreicher Hindernisreiter in der Berliner Hoppegarten-Ära.

Sohn Manfred war - vor dem Mikrofon - bisher mehr als 30 000-mal "am Start"; das Derby am Sonntag wird sein 29. sein. Kein Wunder, dass er Hamburg kennt und schätzt. An rennfreien Tagen zieht es Chapman und Lebensgefährtin Ursula an die Landungsbrücken - zum Schiffegucken und zu einer Barkassentour.