Für Julia Görges war dagegen in der dritten Runde Schluss

London. Ihre krachenden, 200 km/h schnellen Aufschläge versetzen die Konkurrenz in Angst und Schrecken. Auf der Tour sind es nur noch die beiden Williams-Schwestern, die ähnlich hart servieren wie Sabine Lisicki. Dass bei dieser Art, das Tennisspiel zu eröffnen, schon das Wort von der Vermännlichung die Runde macht im Wimbledon, ist sicher eine böse Übertreibung. Denn die Berlinerin ist sicher keine Tennisspielerin mit Muskelpaketen. "Ich bin froh, diese Waffe zu haben", sagt die 21-Jährige, die nach ihrem 6:4, 6:2 gegen die Japanerin Misaki Doi einzige Deutsche im Achtelfinale ist.

"Nur noch Sabine Lisicki und kein deutscher Tennisprofi mehr dabei, das ist schon erstaunlich", sagte Boris Becker, und der Blick des dreimaligen Wimbledonsiegers verriet, dass er eigentlich "peinlich" hatte sagen wollen. Als Kommentator bemühte er sich um verbale Schadensbegrenzung, doch vor allem das frühe Ausscheiden von Halle-Sieger Philipp Kohlschreiber sowie des besten Deutschen Florian Mayer ist enttäuschend.

Sabine Lisicki hatte die hohen Herren des traditionsbewussten All England Clubs derweil auf einen der kleinen Nebenplätze verbannt. Dass sie gerade French-Open-Siegerin Li Na aus China geschlagen und in der Vorbereitung das Rasenturnier in Birmingham gewonnen hatte, bewahrte sie nicht vor einem Drittrunden-Auftritt auf dem lauten Court 19 am Rande der Anlage. Der Platz reichte nur für wenige Zaungäste, die sahen, wie übermächtig Lisicki die 20 Jahre alte Qualifikantin über den Rasen jagte.

Die Unruhe rundherum, die vielen Zuschauer, die sich am Platz vorbeischlängelten, um zu einem anderen Match zu gelangen, störten die konzentrierte Berlinerin nicht. Gegen die Tschechin Petra Cetkovska, die die frühere Weltranglistenerste Ana Ivanovic aus Serbien ausschaltete, winkt der mit einer Wildcard angetretenen Lisicki nun am Montag die Wiederholung des Erfolgs von 2009.

Beste Deutsche bei den 125. All England Championships ist sie schon jetzt. Denn einen Tag nach Andrea Petkovic verabschiedete sich mit Julia Görges die Zweite aus dem zuletzt gefeierten deutschen Trio. Die an Nummer 16 gesetzte Schleswig-Holsteinerin unterlag der Slowakin Dominika Cibulkova, die auf Position 24 der Setzliste eingestuft ist, mit 4:6, 6:1, 3:6. Wieder verpasste die Stuttgart-Siegerin ihr erstes Achtelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier, nachdem sie 2011 schon in Melbourne und Paris die dritte Runde erreicht hatte. Ihr bislang bestes Wimbledon-Ergebnis wertete sie dennoch als Erfolg, zumal "man gegen Dominika Cibulkova verlieren kann".