In Wimbledon feiern Andrea Petkovic, Tobias Kamke und Florian Mayer Auftaktsiege, Mischa Zverev und Julian Reister scheiden aus

London. Andrea Petkovic tanzt wieder und Florian Mayer ballte erleichtert die Faust. Deutschlands beste Tennisspieler haben ihre Auftakthürden beim 125. All England Championship in Wimbledon gemeistert. Der Weltranglisten-18. Mayer quälte sich zu einem 7:6 (7:5), 7:6 (7:1), 3:6, 6:4 über den britischen Underdog Daniel Evans, Petkovic beendete mit dem 6:3, 6:4 gegen die Französin Stéphanie Foretz Gacon ihren Wimbledon-Fluch und schwang am Ende auf dem Rasen von Wimbledon ihre Hüften. Zum mittlerweile vierten Mal ist die 23 Jahre alte Darmstädterin auf die Anlage des ehrwürdigen All England Clubs gekommen, zum ersten Mal steht sie in der zweiten Runde.

"Als ich vom Platz bin, dachte ich: boah, Wimbledon, zweite Runde. Das ist schon etwas Besonderes", sagte sie. In der Tat hatte Petkovic mehr Mühe, als es das Ergebnis aussagt. Nicht von ungefähr wischte sie sich nach immerhin 1:23 Stunden demonstrativ den Schweiß von der Stirn, dann folgte die obligatorische Tanzeinlage: Diesmal ein kurzes Hüftkreisen - Hula-Hoop ohne Reifen. Inspiriert hatte sie während einer Regenpause beim Training der serbische Weltranglistenzweite Novak Djokovic - und Petkovic übte den Tanz nach dem Sieg gleich mal.

Bei ihren vorherigen Auftritten in Wimbledon war sie zweimal in der Qualifikation gescheitert, 2010 in der ersten Runde. Zu diesem Zeitpunkt war Petkovic freilich erst die Nummer 118 der Weltrangliste - zwölf Monate später steht sie 107 Positionen besser da und ist an der Church Road auf Rang 11 gesetzt. Auch die nächste Gegnerin, Stephanie Dubois aus Kanada, ist von der Papierform her kein echter Prüfstein. Petkovic aber sagt: "Ich darf sie nicht unterschätzen."

Sie hat offensichtlich begriffen, dass sich die Zeiten und die Ansprüche in den vergangenen zwölf Monaten erheblich geändert haben. "Ich bin jetzt in Gefilde gekommen, wo ich Favoritin bin, ich habe auch meine eigenen Erwartungen nach oben geschraubt", sagte sie. Als Titelanwärterin sieht sich allerdings längst noch nicht. "Ich habe jetzt zweimal ein Viertelfinale bei einem Grand Slam gespielt, aber davon bin ich noch weit entfernt." Zumal sie mit dem Spiel auf Rasen noch Probleme hat. "Das ist eine ganz andere Art sich zu bewegen", sagte sie.

Auch Florian Mayer sieht Raum für Verbesserungen. "Da braucht man nichts schönreden, das war unterirdisch", sagte der 27 Jahre alte Bayreuther nach seinem mühevollen Sieg. Mayer spielte auf Court 5, wo es "ekelhaft, kalt und windig" war. Er betonte aber auch: "Ich habe grausam gespielt."

Nach Mayer, Petkovic und Rainer Schüttler (Korbach) zog am zweiten Wimbledon-Tag auch Tobias Kamke in die zweite Runde ein. Nachdem sein Match gegen Blaz Kavcic am Montag wegen Regens abgebrochen worden war, setzte er sich bei der Fortsetzung mit 6:3, 7:6 (7:4), 5:7, 6:1 durch. Der Lübecker will nun der britischen Sieg-Hoffnung Andy Murray Paroli bieten. "Die Vorfreude ist riesengroß. Hier auf dem Centre Court spielen zu dürfen, ist unglaublich", sagte der 25-Jährige.

Ausgeschieden sind dagegen Mischa Zverev und Julian Reister. Der Hamburger Zverev hatte beim 2:6, 3:6, 2:6 gegen den Belgier Xavier Malisse ebenso keine Chance wie der Reinbeker Reister beim 5:7, 2:6, 3:6 gegen David Nalbandian. Raus sind auch Philipp Petzschner, Andreas Beck und Denis Gremelmayr. In der Neuauflage des 11:05-Stunden-Marathons zwischen John Isner und Nicolas Mahut schaltete der Amerikaner diesmal den Turbo ein und gewann in nur 123 Minuten mit 7:6 (7:4), 6:2, 7:6 (8:6).