Justus Scharowsky ist bei Alsters Hockeyherren Teil des besten Mittelfeldtrios der Bundesliga

Hamburg. Es war am 4. Juni, die Herren des Clubs an der Alster hatten gerade das zweite Halbfinalspiel beim Uhlenhorster HC 3:1 gewonnen und waren ins Finale um die deutsche Feldmeisterschaft eingezogen, als ein langjähriger Beobachter der Hamburger Hockeyszene seiner Bewunderung Luft machen musste. "Was der Scharowsky auf seine alten Tage spielt, das ist wirklich sensationell", sagte er. Justus Scharowsky, 30 Jahre alt, ist Teil des derzeit besten Mittelfeldtrios der Bundesliga, doch weil seine Kollegen Sebastian Biederlack und Barry Middleton die bekannteren Spieler sind, findet seine Leistung oft nicht die Erwähnung, die sie wert wäre. Ohne sein Zutun hätte Alster kaum das Endspiel erreicht, in dem es am Sonntag (14 Uhr) in Mannheim gegen Uhlenhorst Mülheim geht.

Scharowsky guckt ein wenig verwirrt, wenn das Gespräch auf die Reaktionen kommt, die seine Leistungen in den vergangenen Wochen hervorgerufen haben. Die mangelnde Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit hat ihn noch nie gestört, und weil er der Meinung ist, dass es vor allem mannschaftliche Geschlossenheit ist, die das Team von Trainer Jo Mahn ins Endspiel brachte, will er sein eigenes Wirken eigentlich gar nicht in den Mittelpunkt gestellt sehen. "Ich denke, dass ich seit Jahren konstant spiele", sagt er, "aber es ist ein bekanntes Phänomen, dass die Schulterklopfer kommen, wenn es gut läuft."

Der gebürtige Starnberger, der in Nürnberg aufwuchs, hatte von 1999 bis 2001 bei Alster gespielt und war nach dem Studium der internationalen Betriebswirtschaftslehre in München, England, Spanien und Frankreich 2006 nach Hamburg zurückgekehrt. Er war 2001, 2007 und 2008 mit Alster Feldmeister, den emotionalsten Triumph feierte er aber in diesem Winter in der Halle, als im Finale der UHC besiegt wurde. "Dieser Sieg hat uns das Selbstvertrauen gegeben, das uns nach Mannheim geführt hat", sagt er. "Letztlich sind solche Erfolge immer Kopfsache."

Und dann beginnt der Dribbelkünstler, der mit Freundin Juka und Tochter Alba, 2, im Schanzenviertel lebt, über die Vorzüge seiner Mitspieler zu schwärmen. "Basti ist in der Spieleröffnung ebenso überragend wie in der Defensive. Barry ist unfassbar laufstark und defensiv eine Bank", sagt er, "es ist ja kein Geheimnis, dass unser Aufschwung maßgeblich mit den beiden zusammenhängt. Es hat uns sicher geholfen, dass wir drei viel Erfahrung haben. So brauchten wir nicht lange, um zu wissen, wie die anderen ticken."

Was er verschweigt, ist, dass die beiden in ihm die perfekte Ergänzung gefunden haben. Scharowsky kann mit seiner Stärke im Eins-gegen-eins ebenso das Offensivspiel antreiben wie in der Defensive den gegnerischen Kreativkopf ausschalten. Das einzige, was den langjährigen Nationalspieler und Weltmeister von 2006 stört, ist seine im Vergleich zu Biederlack und Middleton, die des Öfteren ohne Pause durchspielen, mangelhafte Fitness, die nicht auf die Bronchitis zurückzuführen ist, die ihn seit letztem Dienstag quält. Vielmehr zwingt ihn sein Beruf als Unternehmensberater bei der Firma Catcap dazu, im Training kürzerzutreten.

Möglicherweise ist das Endspiel am Sonntag seine letzte Partie. Abhängig vom Ausgang ist seine Entscheidung nicht, für ihn zählt allein, ob er trotz beruflicher Belastung noch mithalten kann. Wer ihn derzeit spielen sieht, wird daran nicht zweifeln.