Am ersten Spieltag beim Grand-Slam-Tennisturnier in Wimbledon sind Haas und Kohlschreiber bereits ausgeschieden

London. Gerade mal zwei Stunden und elf Minuten benötigte der älteste deutsche Tennisprofi bei seinem Auftaktmatch in Wimbledon. Dann ballte Rainer Schüttler auf dem Nebenplatz 16 mit einem zufriedenen Lächeln die rechte Faust. Der 35 Jahre alte Korbacher hatte gegen den an Nummer 30 gesetzten Brasilianer Thomaz Bellucci überzeugend mit 7:6 (7:3), 6:4, 6:2 gewonnen und als Erster der 19 deutschen Spieler die zweite Runde erreicht. Ausgerechnet Schüttler! Die All England Championships sind bereits das 14. Turnier, das er in diesem Jahr bestreitet - und erst fünfmal war er über die erste Runde hinausgekommen.

Sein nächster Gegner ist nun der Spanier Feliciano Lopez, der sich mit 6:4, 7:5, 6:3 gegen Michael Berrer aus Stuttgart durchsetzte. Schüttler nimmt es gelassen: "Ich habe keinen Druck", sagte er, "und bin in jedem Spiel Außenseiter." Ähnlich locker und gelassen hatte Schüttler vor drei Jahren in Wimbledon sogar das Halbfinale erreicht.

Dagegen war der erste Auftritt für Philipp Kohlschreiber und Thomas Haas auch der letzte. Beide schieden aus. Andrea Petkovic, die sich bei den Damen einiges vorgenommen hat, muss auf ihre Premiere noch warten. Wegen einer längeren Regenunterbrechung wurde ihr auf Platz 18 angesetztes Match gegen die Französin Stephanie Foretz Gacon auf heute verschoben.

Vor einer Woche war Philipp Kohlschreiber auf dem Rasen im westfälischen Halle nicht zu schlagen. Auf dem gleichen Untergrund in Wimbledon war er nach gewonnenem ersten Satz gegen den Usbeken Denis Istomin nahezu chancenlos. "Die Rasensaison ist vorbei. Sie hat gut begonnen und war schnell beendet", sagte der an der Leiste verletzte Augsburger nach dem 6:4, 3:6, 3:6, 3:6. Es war beim siebten Start in Wimbledon seine vierte Erstrundenniederlage. Der 27-Jährige: "Ich bin schon mit Bedenken ins Match gegangen, habe immer noch unter der Verletzung gelitten. Heute hat die Energie gefehlt." Kohlschreiber will jetzt eine weitere Kernspintomografie vornehmen lassen. um zu klären, ob er in gut zweieinhalb Wochen das Daviscup-Viertelfinale gegen Frankreich bestreiten kann.

Thomas Haas konnte auch im dritten Versuch seit seinem Comeback kein Match gewinnen. Wie bei den French Open und in Halle scheiterte der Wahl-Amerikaner erneut in der ersten Runde, diesmal nach zwei Stunden und 42 Minuten mit 6:7 (5:7), 6:7 (3:7), 6:3, 3:6 gegen Gilles Muller aus Luxemburg. Haas gab sich nach der Pleite "tief enttäuscht". Ein "Drecksgefühl" sei es, es werde ein paar Tage dauern, "um die Niederlage zu verarbeiten", sagte Haas, der 2009 an gleicher Stelle noch im Halbfinale stand. "Es ging nur um zwei, drei, vier Punkte, die wichtig waren", erklärte Haas, "aber ich habe keinen gewinnen können." So hatte er im zweiten Satz beim Stand von 5:4, als er die Chance hatte, auszugleichen, zwei Satzbälle vergeben. Als Grund führte er seine fehlende Spielpraxis an.

Der in der Weltrangliste auf Position 895 abgerutschte ehemalige Branchen-Zweite hatte immerhin 15 Monate pausieren müssen. Er habe "ein paar Fehlentscheidungen" getroffen, sagte Haas. Jetzt müsse er sich erst einmal überlegen, was als Nächstes kommt. Der Frust sei groß, aber die Motivation sei trotzdem immer noch da. "Wenn der Körper hält, glaube ich, kann ich noch ein paar Siege feiern."

Titelverteidiger Rafael Nadal dagegen zog nach anfänglichen Schwierigkeiten mit 6:4, 6:2, 6:2 gegen Michael Russell (USA) in die zweite Runde ein. Darauf muss der Lübecker Tobias Kamke noch warten. Er lag zum Zeitpunkt der Regenunterbrechung gegen den Slowenen Blaz Kavcic mit 6:3, 7:6 (7:1), 1:5 in Führung. Der Sieger trifft auf den an vier gesetzten Briten Andy Murray, der gestern Abend unter geschlossenem Dach auf dem Centre Court mit 4:6, 6:3, 6:0, 6:0 gegen den Spanier Daniel Gimeno-Traver gewann.