Kurz vor Wimbledon sind die deutschen Tennis-Asse in toller Form. Auf der Insel trumpfte Sabine Lisicki groß auf. Andrea Petkovic hingegen verlor.

Halle/Birmingham/Kopenhagen. Wimbledon kann kommen! Philipp Kohlschreiber und Philipp Petzschner sorgten in Halle für einen historischen Tennis-Tag, Sabine Lisicki stürmte in Birmingham als Ungesetzte zum Turniersieg, und Newcomerin Mona Barthel schockte in Kopenhagen die Arrivierten – kurz vor dem Rasenklassiker in London präsentieren sich viele deutsche Asse in beeindruckender Form. „Das deutsche Tennis steht zur Zeit insgesamt sehr gut da. Ich hoffe, dass es so weitergeht“, bilanzierte Davis-Cup-Teamchef Patrik Kühnen.

Darauf hofft Sabine Lisicki. Als Nummer 100 der Tennis-Welt ins Turnier gegangen, kämpfte sich die lange verletzte Berlinerin in Birmingham ohne Satzverlust ins Endspiel gegen die Slowakin Daniela Hantuchova, das sie am Montag souverän mit 6:3, 6:2 gewann. „Ich kann es nicht glauben. Ich zittere. Es bedeutet mir so viel. Die Rückkehr nach der Verletzung war so schwierig“, sagte Lisicki.

Es war der zweite WTA-Titel ihrer Karriere, zuvor hatte die 21-Jährige 2009 in Charleston gesiegt. „Wenn Sabine so weitermacht, ist das Dreigespann vielleicht bald ganz vorne“, meinte Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner, die ihrem Top-Trio Andrea Petkovic, Julia Görges und Lisicki eine „große Überraschung“ in Wimbledon zutraut. Lisicki hatte es vor zwei Jahren immerhin schon ins Viertelfinale geschafft.

Petkovic scheiterte am Montag in Eastbourne jedoch gleich zum Auftakt mit 5:7, 7:5, 3:6 an der fünfmaligen Wimbledon-Siegerin Venus Williams aus den USA, die sich nach ihrer Hüftverletzung zurückmeldete. Wegen der Blessur hatte sie im Januar bei den Australian Open gegen Petkovic aufgeben müssen.

Vor allem beim Herren-Turnier in Halle setzte sich die Renaissance im einstigen Tennis-Boomland von Boris Becker und Steffi Graf fort. Allerdings hatte das erste deutsche Finale auf heimischem Boden seit 38 Jahren (damals bezwang Hans-Jürgen Pohmann in Berlin Karl Meiler) „einen faden Beigeschmack“, wie selbst Turniersieger Kohlschreiber einräumte. Denn nach seiner 7:6 (7:5), 2:0-Führung verhinderte eine Rückenverletzung von Petzschner einen würdigen Schlussakkord der schwarz-rot-goldenen Festspiele.

Nichtsdestotrotz wollte sich Kohlschreiber nach seinem dritten ATP-Titel die Vorfreude auf den am Montag beginnenden Saison-Höhepunkt in Wimbledon nicht nehmen lassen. „Ich kann da mit breiter Brust aufspielen“, betonte der 27 Jahre alte Augsburger.

Ganz anders die Gemütslage bei seinem Namensvetter: Den Kopf vergraben unter einem hellblauen Handtuch, haderte Petzschner mit seinem Schicksal. „Ich wollte mich freuen und stolz sein auf diese Woche. Das wurde mir jäh genommen“, so sein trauriges Turnier-Fazit. Für den Bayreuther kommen die muskulären Beschwerden zur absoluten Unzeit. Schließlich will er gemeinsam mit dem Österreicher Jürgen Melzer in London den Doppel-Titel verteidigen. „Das sollte nicht gefährlich für Wimbledon sein“, sagte Petzschner.

Der Stuttgarter Michael Berrer sorgte in 's-Hertogenbosch für Aufsehen und schlug am Montag in den Niederlanden den topgesetzten Spanier Nicolas Almagro mit 3:6, 7:6 (7:5), 6:4.

Die erst 20 Jahre alte Mona Barthel bewies in Kopenhagen, dass mit ihr zu rechnen ist. Die Qualifikantin aus Neumünster scheiterte erst im Halbfinale an der dänischen Weltranglisten-Ersten und späteren Turniersiegerin Caroline Wozniacki. „Sie gehört unter die ersten 100“, lobte Rittner die Nummer 142 der Weltrangliste.