Der Klub aus Hamburg startete bei der Endrunde der deutschen Meisterschaft mit vier Teams. Doch die Titel gingen an die Konkurrenz.

Bremen. Jakob Albrecht hüpfte aufgeregt an der Seitenlinie herum, es hielt ihn einfach nicht auf dem Sitz. „Ich hatte mich extra auf die Tribüne gesetzt, damit ich keinen Herzinfarkt kriege“, sagte der Torhüter der HTHC Warriors, dem einzigen Lacrosse-Verein Hamburgs. Weil sich der 20-Jährige während seines Zivildienstes im Kindergarten Anfang des Jahres das Wadenbein brach, konnte er an der Endrunde der deutschen Meisterschaft in Bremen am Wochenende nur als Zuschauer teilnehmen. „Das war schon hart“, sagte Albrecht, der auch als Jugendtrainer für den Klub aus Winterhude tätig ist.

70 Spieler und Spielerinnen des HTHC stiegen am vergangenen Freitag in Hamburg in den Bus Richtung Bremen. Eine erstaunliche Menge, bedenkt man, dass nur jeweils zehn (Männer) beziehungsweise zwölf (Frauen) Akteure beim einstigen olympischen Indianersport auf dem Feld stehen dürfen. Die Warriors schafften es, sich mit allen vier Teams (Damen, Herren, Knaben, Mädchen) für das Playoff-Finale zu qualifizieren. Dementsprechend groß waren die Hoffnungen der Hamburger, einen Titel an die Barmbeker Straße zu holen. Als der Bus am Sonntag nach der zweitägigen Endrunde wieder die größere der beiden Hansestädte ansteuerte, fand sich im Gepäck der Warriors aber keine Siegertrophäe. Während sich die beiden Juniorenteams immerhin mit zwei Vizetiteln schmücken konnten, trauerten Damen und Herren dem verpassten Finale hinterher.

Das Herrenteam, Deutscher Meister von 2008, schied im Halbfinale besonders unglücklich aus. Gegen die HTC Stuttgarter Kickers galten die Warriors als Außenseiter, kämpften aber lange auf Augenhöhe. Erst nach der Verlängerung mussten sie eine 10:13-Niederlage verdauen. „Wir hatten einen 0:5-Rückstand aufgeholt und dachten dann beim Stand von 10:10, jetzt läuft's. Leider tat es das nicht mehr“, sagte Albrecht. Marek Beck, Angreifer der Warriors, haderte mit der fehlenden Frische in der Schlussphase. „Wir waren zu nervös im Angriff und zu unkonzentriert in der Verteidigung", sagte der Nationalspieler, der seit 2004 für den HTHC aufläuft.

Im Spiel um Platz drei verlor das Team von Headcoach Kyle Hawkins dann klar mit 3:12 gegen den LHC Rot-Weiß München. „Am Ende war die Luft raus", analysierte Beck. Immerhin wurde der junge Darin Eakins zum besten Torhüter des Turniers gewählt. „Nach meiner Verletzung hat ihm das Trainerteam das Vertrauen geschenkt, das hat ihm gutgetan“, sagte der verhinderte Stammkeeper Albrecht, der seinem Kollegen die Auszeichnung gönnte.

Für die kommenden Jahre glauben sowohl Albrecht als auch Beck an erfolgreiche Zeiten. „Wir haben das am breitesten aufgestellte Nachwuchsprogramm in Deutschland. Viele Talente kommen nach. Wir sind auf einem guten Weg", glaubt der 23-jährige Beck, der in Hamburg Jura studiert.

Chancenlos waren am Wochenende die Damen in der Vorschlussrunde beim 4:12 gegen DHC Hannover. Immerhin reichte es durch das 15:10 im Platzierungsspiel gegen Heidelberg für den Bronzerang.

Am dichtesten dran am Titel waren die HTHC-Mädchen. Im Finale verloren die Juniorinnen der Warriors knapp mit 10:11 gegen Dauerrivale Hannover, der sich für die Vorjahresniederlage im Endspiel revanchierte. Freuen konnte sich Spielführerin Sinem Ünlü. Die Torhüterin, die eigentlich lieber im Feld aufläuft, wurde zur besten Spielerin des Turniers gekürt. „Das macht uns stolz“, sagte Ünlü: „Zwei von vier MVP's aus Hamburg, das ist eine gute Quote“. Die Enttäuschung über die Finalniederlage gegen Hannover war der 16-Jährigen aber auch am Tag danach noch anzumerken. „Das war echt dumm. Wir lagen sechs Minuten vor Schluss 10:9 vorne und haben dominiert, waren dann aber zu faul in der Defensive“, sagte die Aushilfstorhüterin.

Ebenfalls Zweiter wurde das Knabenteam der Hamburger. Für die junge Mannschaft war das aber ein großer Erfolg angesichts des körperlich überlegenen Finalgegners BHC Berlin, der sich mit 10:4 durchsetzte. „Im nächsten Jahr kommen wir mit der selben Mannschaft und viel mehr Erfahrung. Dann holen wir den Titel“, kündigte Trainer Jakob Albrecht an. Auch als Spieler will er dann wieder dabei sein. Nach der schweren Verletzung greift der angehenden Student der Sozialökonomie in der kommenden Saison wieder voll an. Der ehemalige U-19-Nationalkeeper und deutsche Jugendmeister von 2008 will sich seinen Stammplatz zurückerobern. Bis dahin hofft er aber vor allem auf die Zulassung zur Universität Hamburg. Denn dann kann er in seiner Heimatstadt bleiben. Und mit den Warriors deutscher Meister werden.