Handball-Bundestrainer Heiner Brand muss sein letztes Spiel am Sonntag nicht gewinnen

Innsbruck. Die Erleichterung war Heiner Brand anzusehen - er versuchte erst gar nicht, einen Hehl daraus zu machen. "Ich bin sehr froh. Das gibt mir die Möglichkeit, beruhigt abzutreten", sagte der scheidende Handball-Bundestrainer nach dem nur auf den ersten Blick souveränen 28:20 (15:8) im EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich in Innsbruck. Bis zu 850 000 Zuschauer sahen bei Eurosport die Begegnung. Marktanteil: 1,8 Prozent. Mit dem Sieg ist das DHB-Team vor dem letzten Gruppenspiel am Sonntag in Trier gegen das bislang punktlose Lettland (15.15 Uhr/ZDF) für die EM 2012 in Serbien (17.-29. Januar) qualifiziert. Und die Ära Brand endet nach über 14 Jahren nicht in einem Desaster.

Das war zu befürchten, falls die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes zum ersten Mal eine EM-Endrunde verpasst hätte. Aufgrund heftiger Leistungsschwankungen in der jüngsten Vergangenheit stand diese bis Mittwochabend auf der Kippe. Und das Spiel in Innsbruck bestätigte das erneut: Nach einer starken ersten Hälfte (15:8), in der hinten konsequent verteidigt und vorne konzentriert abgeschlossen wurde, brach die DHB-Auswahl nach der Pause aus heiterem Himmel ein, die Österreicher verkürzten bis auf 17:19 (46. Minute). "Die Schwächephase in der ersten Hälfte des zweiten Abschnitts hätte uns nicht passieren dürfen, so etwas kann auch mal ganz böse ins Auge gehen", sagte Brand.

Obwohl seine Mannschaft am Sonntag keinen Punkt mehr braucht, verschwendet Brand noch keinen Gedanken an seinen Abschied: "Ich denke nur an das Spiel gegen Lettland und an alles andere am Sonntagabend, wenn ich mit meiner Familie zusammensitzen werde. Sicher kommt da Wehmut auf. Das ist aber auch normal, wenn man so viele Jahre dabei ist", sagte der 58-Jährige vor seinem 384. und letzten Länderspiel auf der deutschen Bank. Die Bilanz des deutschen Handball-Aushängeschildes kann sich sehen lassen: 238 Siege stehen bei 33 Unentschieden nur 112 Niederlagen gegenüber. Die Mannschaft wurde unter seiner Regie Europameister (2004), Weltmeister (2007) und 2004 in Athen Olympia-Zweiter. Am 1. Juli wechselt Brand ins Management des Verbandes. "Ich habe mich mit der Aufgabe schon ein bisschen beschäftigt und erste Telefonate geführt", sagte er.

Eine offizielle Verabschiedung Brands durch den Verband wird es bei seinem letzten Spiel in Trier nicht geben. "Wenn wir ihn als Trainer verabschieden, dann beim Supercup", sagte Vizepräsident Horst Bredemeier (Minden). Das Vier-Nationen-Turnier findet in der ersten Novemberwoche statt. Der Zweijahresvertrag mit Brands Assistenten und Nachfolger Martin Heuberger, 47, soll nächste Woche unterschrieben werden.