Hamburg. Am Tag nach dem Triumph saß Kais Al Saadi mit einem Großteil seiner Mannschaft in einem Alsterdorfer Café und spürte, wie die Zufriedenheit Besitz von ihm ergriff. Mit 4:1 hatten die Hockeydamen des Uhlenhorster HC am Sonntag das Endspiel um die deutsche Feldmeisterschaft gegen Rot-Weiß Köln gewonnen, und dass das junge Team wusste, wem es den Titel zu verdanken hatte, wurde spätestens klar, als Al Saadi von seinen Spielerinnen mit "Meistertrainer"-Sprechchören gefeiert wurde.

Im vergangenen Sommer hatte der 34 Jahre alte Sohn einer Deutschen und eines Irakers die UHC-Damen von Lars Reinecke übernommen. Sein Auftrag lautete, aus einem talentierten Haufen eine Mannschaft mit nachhaltiger Struktur zu formen, die sich dauerhaft in Deutschlands und Europas Spitze behaupten kann. Zwei bis drei Jahre hatte er sich gegeben, um das Ziel zu erreichen, das am Sonntag bereits Resultat seiner Arbeit war. "Wir sind einen Schritt weiter, als ich gedacht hätte, und das macht mich sehr zufrieden", sagt er.

Al Saadi, der in Doppelfunktion Co-Trainer von Nationalcoach Michael Behrmann ist, ist ein Hockey-Besessener, er arbeitet akribisch und fokussiert. Obwohl er das Klubhaus am Montagmorgen erst gegen vier Uhr verlassen hatte, schaute er das Finale nur wenige Stunden später in voller Länge auf Video, um es zu analysieren. Vor seiner Amtsübernahme arbeitete er 18 Jahre als Jugendtrainer im UHC, seit 2002 hauptamtlich. Er besticht vor allem dadurch, dass er den Spagat zwischen der notwendigen Leidenschaft und der angebrachten Sachlichkeit hinbekommt. Am Spielfeldrand behält er stets die Fassung, im Training dagegen gebe es durchaus auch Streit. "Ich bin ein ungeduldiger Mensch und lobe nur, wenn es wirklich verdient ist", sagt er.

Deshalb wäre Al Saadi auch nicht Al Saadi, wenn er den Blick nicht längst auf die anstehenden Aufgaben gelenkt hätte. "Für uns gilt es in der neuen Saison, diesen Erfolg zu bestätigen und die Rolle des Gejagten anzunehmen", sagt er. An die Sprechchöre seines Teams könnte er sich gewöhnen.