Der Dortmunder Innenverteidiger musste lange auf seine Chance in der DFB-Elf warten. Nun hat der Meister sie genutzt und ist vorerst gesetzt.

Baku. Der Meisterspieler will mehr. Mats Hummels, 22, Borussia Dortmund, nationaler Champion, U-21-Europameister, sechs Länderspiele – diese Visitenkarte soll schnell erweitert werden. „Natürlich ist es mein Ziel, da immer zu spielen“, formulierte Hummels vor der EM-Qualifikationspartie am Dienstag in Aserbaidschan seine klaren Ambitionen auf einen Stammplatz in der zentralen Abwehr der Nationalelf. „Ich reise nicht an, um auf der Bank zu sitzen“, ergänzte der in Bergisch Gladbach geborene Fußball-Profi deutlich.

Hummels darf sich schon vor dem abschließenden Saisonspiel im fernen Vorderasien als ein Gewinner des Jahres fühlen. Denn im Ranking von Joachim Löw ist der Innenverteidiger auf der aktuellen Reiseroute Frankfurt, Sinsheim, Wien, Baku weit nach oben geklettert. „Er hat viel Selbstbewusstsein aus Dortmund mitgebracht“, betonte der Bundestrainer, der Hummels in der BVB-Meistersaison häufig beobachtet hatte. „Er hat eine wahnsinnsgute Entwicklung durchgemacht.“

Anfangs hatte es nicht so ausgesehen, dass Hummels’ Aktien bei Löw so rasch steigen würden. Während viele Fans und Experten den ehemaligen Münchner schon nach dem EM-Titel mit den deutschen U-21-Junioren 2009 reif für das A-Team hielten, sah der Bundestrainer zunächst andere junge Verteidiger vorne. Zwar gab Hummels im Mai 2010 gegen Malta sein Debüt im Nationalteam. Doch die WM in Südafrika erlebten Dennis Aogo, Jérome Boateng und Holger Badstuber; der Bayer Badstuber war danach zur Überraschung vieler Experten in fünf EM-Qualifikationsspielen gesetzt.

Bis vergangenen Freitag in Wien. Beim glücklichen 2:1-Sieg gegen Österreich hat sich das Blatt gewendet. Erstmals durfte Hummels auch in einem Punktspiel von Beginn an ran – Badstuber musste auf die Bank. „Das ist sicher schon ein Zeichen, dass ich meine Chance erhalte“, sagte der Dortmunder, der von Löw auch für Aserbaidschan die Startplatzgarantie bekam. „Bei Luftduellen braucht Mats nicht mal Körperkontakt“, lobte der DFB-Chefcoach eine besondere Stärke des Defensivakteurs, der in Wien auch im zentralen Mittelfeld aushalf.

An Löws Kritikpunkten hat Hummels gearbeitet. Vor allem die Spieleröffnung passte nicht in das Konzept des Bundestrainers. „Da musste ich mich natürlich ein bisschen umstellen“, gestand Hummels. Während er lange Bälle im Nationalteam aus seinem Repertoire gestrichen habe, seien diese bei Borussia Dortmund zwingend gefordert.

Die Konkurrenz im Abwehrzentrum ist groß. „Wir haben hier vier Innenverteidiger plus Mertesacker und Boateng. Die Situation hat sich für mich wahnsinnig verbessert“, bemerkte Löw. „Da hatte ich vor fünf, sechs Jahren noch größte Bedenken, wenn Spieler ausfielen. Da hatten wir immer auch Notlösungen. Jetzt kommen einige Spieler nach, die die Position etwa so spielen, wie ich es mir vorstelle – wie Hummels und Badstuber. Auch Boateng hat große Möglichkeiten.“

Löws Ansprüche freilich sind hoch. Das weiß auch Hummels. In Baku will er seine Klettertour in der internen Rangliste weiterführen. Aserbaidschan-Erfahrung hat Hummels in dieser Saison schon gesammelt. Mit dem BVB gewann er in der Europa-League-Qualifikation bei Qarabag Agdam knapp mit 1:0, nachdem das Heimspiel 4:0 ausgegangen war. „Die sind erstaunlich selbstbewusst. Wir müssen dagegenhalten“, weiß er.