Die Hockeydamen des Uhlenhorster HC gewinnen das Endspiel um die Feldmeisterschaft mit 4:1 gegen Rot-Weiß Köln

Hamburg. Der silberne Teller, den der deutsche Feldmeister im Damenhockey für seinen Triumph überreicht bekommt, ist nur von ideellem Wert. Wäre er tatsächlich aus massivem Silber, dann hätte Präsident Horst Müller-Wieland am Sonntagnachmittag wohl einen Nervenzusammenbruch erlitten angesichts dessen, was die Damen seines Uhlenhorster HC nach ihrem 4:1-Endspielsieg gegen Rot-Weiß Köln mit der Trophäe anstellten. Der Teller wurde als Trommel und Schlaginstrument missbraucht, und als das Team die hinter der Klubanlage am Wesselblek vorbeifließende Alster zum größten Entmüdungsbecken der Stadt umfunktionierte, musste die kitschige "Schale" selbstverständlich mit ins Wasser. Da es im Hockey keine Meisterprämien gibt, wäre die Restauration eines Silbertellers nicht zu bezahlen gewesen.

Wer die Jubelszenen beobachtete, die sich nach der Schlusssirene rund um den Kunstrasenplatz abspielten, konnte nachfühlen, was Eileen Hoffmann meinte, als sie ihren dritten Meistertitel als "emotionalsten Moment meiner Karriere" bezeichnete. Die Angreiferin, die bereits mit Köln und dem Berliner HC den Titel gewonnen hatte, sagte: "Dieser Sieg ist ein Triumph der Willensstärke. Dieses Team hat so viel Herzblut. Was hier investiert wird, ist unglaublich. Alle haben am Limit gespielt und gemeinsam diese Meisterschaft möglich gemacht!"

Dabei darf nicht vergessen werden, dass es nicht nur mannschaftliche Geschlossenheit war, die den dritten Feldtitel nach 1963 und 2009 brachte. Während die Meisterschaft vor zwei Jahren noch überraschend nach Hamburg ging, weil der UHC in der Endrunde über sich hinauswuchs, so war sie diesmal das logische Ergebnis einer spielerischen Überlegenheit, die sich über die Saison herauskristallisiert hatte. Trainer Kais Al Saadi hat das Team, das er im vergangenen Herbst von Lars Reinecke übernommen hatte, zu einer Einheit geformt, die technisch und taktisch auf der Höhe ist und darüber hinaus den Heißhunger auf Siege nicht gestillt hat. "Wir sind schon recht weit, aber ich war nicht sicher, ob wir die Reife und Coolness haben, um den Titel zu holen. Das Team hat diese Zweifel heute ausgeräumt", sagte Al Saadi, der erst Minuten nach dem Abpfiff befreit jubeln konnte. Allerdings sei die Leistung nicht mehr als eine Momentaufnahme: "Die nächsten Tage freuen wir uns, aber nächste Saison sind wir die Gejagten."

Ausschlaggebend für den nie gefährdeten Sieg über biedere Rheinländerinnen war ein Doppelschlag von Lisa Hahn, die in der 3. und 5. Minute eine 2:0-Führung herausschoss. Als Pia Oldhafer (44.) zum 3:0 traf, vergaßen die Kölner Anhänger sogar kurzzeitig das obligatorische Absingen ihres Karnevalsschlager-Repertoires. Pia Eidmanns Eckentor (58.) kam zu spät, Eileen Hoffmann sorgte vier Minuten vor Spielende für die endgültige Entscheidung. Wie überlegen der UHC auch im athletischen Bereich war, zeigte sich nach der Siegerehrung, als Lisa Hahn den blauen Meisterwimpel gemopst hatte und dafür von ihrer Sturmkollegin Marie Mävers über den halben Platz gejagt wurde, ehe die beiden wie balgende Hundewelpen herumkullerten.

Dass Hahn nicht nur aufgelaufen war, sondern sogar zwei Tore gemacht hatte, war sinnbildlich für die viel gelobte Willensstärke. Wegen einer Achillessehnenentzündung spielt die Torjägerin seit Wochen nur unter Schmerzmitteln. Nun will sie erst einmal zwei Monate pausieren und zugunsten der Gesundheit sogar auf die EM Ende August in Mönchengladbach verzichten. Für sie war die 1:5-Niederlage im Europapokal-Viertelfinale an Ostern gegen Hollands Topteam Laren der Knackpunkt der Saison. "Dort haben wir gelernt, körperlich zu verteidigen. Diese Erfahrung hat uns sehr geholfen."

Was überdies für das junge Team spricht, verdeutlichte eine Szene kurz nach Spielschluss, als Kristina Hillmann erst ihre Kölner Freundin Pia Grambusch herzlich tröstete, bevor sie mit den Fans feierte. Sich im Überschwang der Freude auch um den Unterlegenen zu bemühen, das ist moralisch mindestens genauso wertvoll wie der silberne Meisterteller sportlich.

Grund zur Freude gab es auch für den Klipper THC, der im Entscheidungsspiel um den zweiten Europapokalplatz den Berliner HC durch ein Tor von Silke Klapdor (68.) mit 1:0 besiegte. Durch die Teilnahme am European Club Champions Cup (ECCC) ist der Verbleib von Starspielerin Maryna Vynohradova, die ursprünglich nach Italien wechseln wollte, wahrscheinlicher geworden.