Ein Denkzettel für den „Kindskopf“: Obwohl er sportlich eine Verstärkung wäre, verzichtet Österreichs Teamchef Dietmar Constantini beim EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland freiwillig auf den Bremer Marko Arnautovic.

Hamburg/Wien. Sein Ex-Trainer Jose Mourinho titulierte ihn einst als „Kindskopf“, Werder Bremen klagt über Imageschäden, und Österreichs Teamchef Dietmar Constantini lässt ihn einfach links liegen: Mittendrin ist Marko Arnautovic in allen erreichbaren Fettnäpfchen, dabei nur auf der Tribüne, wenn seine Landsleute am Freitag (20.30 Uhr/ARD) in Wien gegen Deutschland um die EM-Qualifikation kämpfen.

In seiner ersten Bundesliga-Saison bei den Hanseaten hat der 22-Jährige in erster Linie mit Beschimpfungen seines Arbeitgebers, verbalen Attacken auf Teamkollegen, einem intensiven Nachtleben und eine Disco-Prügelei auf sich aufmerksam gemacht. Auf dem Platz jedoch war der Sohn eines Serben seine Ablösesumme von 6,2 Millionen Euro nicht wert: Ganze drei Torerfolge bei 25 Einsätzen stehen für Arnautovic in der Liga zu Buche.

Doch nicht die sportlichen Probleme des Mittelfeldspielers, sondern die Disziplinlosigkeiten Arnautovics haben Constantini bewogen, gegen den großen Nachbarn Deutschland auf ihn zu verzichten. Das Fass zum Überlaufen brachte eine Verbalattacke auf den Nationalmannschafts-Kollegen Stefan Maierhofer nach der 0:2-Niederlage in Istanbul gegen die Türkei. Der Duisburger hatte in dieser Partie einen Elfmeter verschossen.

„Marko muss sich total ändern, sein Privatleben so schnell wie möglich in den Griff bekommen und kapieren, dass er im Fußball nicht wie ein Einzelsportler auftreten kann“, begründete Constantini seine erzieherische Maßnahme in einem Sport-Bild-Gespräch. Zwar hat Arnautovic in vielen Gesprächen Besserung gelobt, doch den Ruf als exzentrischer Choleriker hat er erst einmal weg.

Allerdings: Die Suspendierung gegen Deutschland schmerzt ihn schon: „Es tut schon weh, nur Zuschauer zu sein und nicht helfen zu können.“ Wenn zukünftig weitere Affären ausbleiben, so soll Constantini jedoch signalisiert haben, könne er aber wieder mit Berufungen zu Länderspielen rechnen.

Vermehrte Konzentration auf seine Aufgaben auf dem Spielfeld sind auch in Bremen ein wichtiges Anliegen seines Arbeitgebers. „Mit dem Image, das da transportiert wird, können wir nicht leben“, sagt Werder-Boss Klaus Allofs, der sich auch im Privatleben des grün-weißen Pflegefalls klarere Strukturen wünscht: „Wir wollen niemanden zu Hause anbinden. Aber Marko muss auch im Nachtleben eine Menge lernen und ein Gefühl entwickeln, wo Gefahr lauert und wo nicht.“

Ohne diesen Lernprozess wird Arnautovic an der Weser kaum sein Vertragsende 2014 erleben, denn auch beim Bremer Publikum ist der kapriziöse Arnautovic nicht gut gelitten. Feine Spielzüge wechseln sich immer wieder mit offenkundiger Lustlosigkeit in Tateinheit mit abschätzigen Gesten ab, die Folge: Immer wieder Pfiffe im Weserstadion.

Eine Mischung, die schon den ehemaligen Bremer Andreas Herzog, aktuell Coach von Österreichs U21-Nationalmannschaft, fast in den Wahnsinn getrieben hat: „Marko ist mit Abstand der beste Fußballer, der in den letzten 30 Jahren in Österreich herumgelaufen ist. Aber er darf sein Talent nicht verschleudern. Wenn er es in Bremen nicht schafft, dann schafft er es nirgendwo.“