Wie sich das Donnerstag beginnende Spring- und Dressurderby in Klein Flottbek rechnet. Veranstalter rechnet mit 70.000 Zuschauern.

Hamburg. Der mächtige Birkenoxer stand schon gestern Mittag; die anderen Hindernisse wie Pulvermanns Grab und die Holsteiner Wegesprünge wurden später präpariert. Die Pferdewelt blickt nach Hamburg, und Klein Flottbek ist bereit für das 82. Deutsche Springderby am Sonntag und die hoch dotierten Wettbewerbe im Vorfeld. ZDF und NDR übertragen mehr als sechs Stunden live aus dem Derbypark. Da die Wetterprognosen zudem warm und sehr sonnig ausfallen, können sich die Besucher auf großen Sport freuen. Veranstalter En Garde, der seinen Vertrag jüngst um zehn Jahre verlängerte, rechnet mit 70 000 Zuschauern.

Am Himmelfahrtstag geht's mit dem Championat so richtig los. Höchstdotierte Prüfung der vier Flottbeker Tage ist die Global Champions Tour am Sonnabend. 26 der weltbesten 40 Reiter wetteifern um 285 000 Euro Preisgeld. Im Dressurstadion auf der anderen Seite des Geländes stehen parallel Piaffen und Pirouetten im Fokus: Sportlicher Höhepunkt ist das 53. Deutsche Dressurderby am Sonntag.

In den insgesamt 21 Spring- und elf Dressurprüfungen der Veranstaltung werden insgesamt 750 000 Euro Preisgeld ausgeschüttet. Der Etat erreicht mit gut 2,5 Millionen Euro eine erneute Rekordmarke. Im Jahr 2000 betrug er noch 1,8 Millionen Euro, weitere zehn Jahre zuvor nur einen kleinen Teil davon. "Die Latte liegt hoch", bekannte Turnierchef Volker Wulff, der die Flottbeker Derbytage in Allianz mit seinem Partner und Sportchef Paul Schockemöhle zur Blüte führte. Dass der Lockruf des Geldes die Weltelite in den Westen der Hansestadt zieht, dokumentiert das hochkarätige Teilnehmerfeld. Davon profitiert auch der Gastgeber, der Norddeutsche und Flottbeker Reiterverein (NFR). Der ehrwürdige Klub erhält von Wulffs und Schockemöhles Veranstaltungsagentur En Garde pro Jahr mehr als 60 000 Euro und weiß die Veranstaltung in professionellen Händen. "Wir sind mit Herrn Wulff und seinem Team hoch zufrieden", sagte Vereinspräsident Klaus Meyer gestern bei der Präsentation des Programms im zweistöckigen VIP-Zelt.

Natürlich hofft Volker Wulff auf hohe Zuschauerzahlen, doch umtreibt ihn das angenehme Gefühl, dass sich das Ereignis schon jetzt rechnet. Weil die Basisdaten stimmen und die entscheidenden Verträge seit Monaten unter Dach und Fach sind. Bis auf die konkreten Einnahmen durch einzelne Sponsoren ("Da stehen wir im Wort und wahren Verschwiegenheit.") zeigt sich der Manager aus Uthlede bei Bremen als Kaufmann ohne große Geheimnisse.

Die Rahmendaten deckt er auf. Knapp zwei Drittel der Kosten, also rund 1,6 Millionen Euro, bringen die Werbepartner auf, allen voran Tchibo, Mercedes-Benz und die Liechtensteiner Bank LGT. Dagegen liegen die öffentlichen Zuschüsse von geschätzt 50 000 Euro weit unter dem Maß vergleichbarer Turniere in anderen Städten. Indes wurde der zuvor bei Regen anfällige Rasen im Derbystadion während der Amtszeit des Bürgermeisters Ole von Beust für gut 800 000 Euro komplett erneuert - die Stadt zahlte vor fünf Jahren 600 000 Euro dazu.

Während die erwarteten Eintrittsgelder rund 15 Prozent der Kalkulation ergeben, summieren sich Einnahmen aus Ausstellung und Zeltstadt sowie Start- und Nenngelder auf je 125 000 Euro. Dem stehen neben den Preisgeldern unter anderem 400 000 Euro für das VIP-Zelt und Aufbauten, 150 000 Euro für Technik und Werbebanden, 150 000 Euro für Instandsetzung der Anlage, 200 000 Euro Personalkosten und Reisen, 200 000 Euro Werbung und Medienarbeit, 120 000 Euro für die insgesamt 516 Boxen und mehr als 300 000 Euro für Organisation und Mitarbeiter entgegen. Vom Ergebnis will sich am Sonntag auch der für Sport zuständige Innensenator Michael Neumann vor Ort überzeugen.

Der SPD-Politiker kommt zum traditionsreichen Zugpferd des Pferdemeetings mit internationalem Echo, dem Springderby. Derzeit sind noch 78 Teilnehmer für den renommierten Wettstreit um das Blaue Band genannt. "Ein Viertel von ihnen wird von Reitern mitgebracht, die wegen der Global Champions Tour nach Hamburg kommen", sagte Turnierchef Wulff. "Damit geht unser Kalkül auf, dass auch das Derby von der Sogwirkung dieses Ereignisses profitiert." Nach den beiden Qualifikationen am Donnerstag und Freitag werden zum Derby 36 Pferde in den Derby-Parcours reiten

Neben den einheimischen Stars kommen Konkurrenten aus 24 Nationen nach Hamburg, darunter auch Brasilien, Venezuela, Japan, Saudi-Arabien und Katar. Unter anderem haben die beiden britischen Whitakers Michael und Robert sowie der Ire Denis Lynch und Mannschafts-Olympiasiegerin Laura Kraut aus den USA zugesagt. Zu den Favoriten aus deutschen Landen für die vier Turniertage zählen Derby-Vorjahressieger Carsten-Otto Nagel aus Wedel, Weltcupsieger Christian Ahlmann (Marl), Mannschafts-Weltmeisterin Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen), Marcus Ehning (Borken) und natürlich Janne Friederike Meyer aus Schenefeld. Nach einjähriger Pause greift Ludger Beerbaum wieder im Derby an. Wie immer zählen die Springreiter aus Mecklenburg (Matthias Granzow, Thomas Kleis, Andre Thieme) zu den bestvorbereiteten Kandidaten für das Traditionsspringen.