Hamburg. Der Brand, der zu Pfingsten vergangenen Jahres das Klubhaus an der Alster verwüstete, hat dem Norddeutschen Regatta-Verein ganz neue Perspektiven eröffnet. Da Veranstaltungen in den eigenen Räumen seither unmöglich sind, ist Deutschlands größter Segelverein auf Ausweichquartiere angewiesen. Die gestrige Pressekonferenz etwa wurde in der Anwaltskanzlei Brinkmann & Partner in Hohenfelde abgehalten, von wo aus man einen prächtigen Blick auf das heimische Segelrevier des NRV genießt.

Das passt zur Zielsetzung des neuen Vorstandsvorsitzenden Andreas Christiansen, der den Traditionsverein gern öffnen will. "Kommunikation" sowie "Betreuung von Firmen und Sponsoren" wurden deshalb als neue Vorstandsressorts eingerichtet. Und es passt zum sportlichen Bild, das der NRV abgibt. Das vergangene Jahr nämlich war trotz des Brandes das erfolgreichste seit der Gründung des Klubs 1868 - vor allem, aber nicht nur dank der Silbermedaille von Einhandjollensegler Florian Haufe bei den Olympischen Jugendspielen und des Gewinns der Starboot-EM durch Johannes Polgar und Markus Koy, Hamburgs Mannschaft des Jahres. Fast überflüssig zu erwähnen, dass es beim Weltcup vor Mallorca Anfang April NRV-Segler waren, die die deutschen Podiumsplätze einfuhren: Heiko Kröger als Zweiter in der Paralympics-Klasse 2,4mR, Robert Stanjek/Frithjof Kleen als Zweite im Starboot.

Es sind zwei der fünf Bootsklassen, in denen sich der Klub im Hinblick auf die Sommerspiele im kommenden Jahr in London Chancen ausrechnet. Aktuell stehen 17 Seglerinnen und Segler im sogenannten NRV Olympic Team, das die Interessen der Spitzenathleten unter den gut 2000 Vereinsmitgliedern bündelt und einen direkten Austausch mit den Sponsoren ermöglichen soll, ohne die der Sport kaum zu finanzieren wäre. So kommt das Olympic Team, neben dem nationalen Verband DSV und dem neu gegründeten Audi Sailing Team Germany, für Reisekosten, Unterbringung, Boote und Startgelder auf.

Wer es zu den olympischen Regatten schafft, steht spätestens im Dezember nach der WM der olympischen Klassen in Australien fest. Weitere Qualifikationswettbewerbe sind der Weltcup im Olympia-Segelrevier vor Weymouth sowie die Kieler Woche im Juni.

Bis der NRV wieder ein vorzeigbares Zuhause hat, wird es noch etwas dauern. Der Umbau des Klubhauses, in dem auch ein neues Jugendzentrum entstehen soll, ist frühestens in einem Jahr abgeschlossen.