Am Sonntag (15.30 Uhr) im Spitzenspiel gegen Leverkusen muss Bayern München möglicherweise auf Schweinsteiger und Ribery verzichten.

München. Die Fußball-Bundesliga geht in die heiße Phase. Am 30. Spieltag kommt es zum Spitzenspiel zwischen dem Meister FC Bayern München und dem derzeitigen Zweiten Bayer Leverkusen. Die Werkself ist seit acht Spielen ungeschlagen und feierte dabei sieben Siege. Der Rückstand auf Tabellenführer Borussia Dortmund beträgt nur noch fünf Zähler. Will sich das Team von Trainer Jupp Heynckes dieChance auf den Titel bewahren, muss am Sonntag in der Allianz-Arena (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) ein Sieg her.

Die Statistik spricht allerdings eindeutig für die Münchner. Vor 21 Jahren, im Oktober 1989, gewann Leverkusen letztmals beim Rekordmeister. Der Bayern-Coach hieß damals kurioserweise Jupp Heynckes, der Bayer nach der Saison verlässt und erneut in München den Trainerposten übernimmt. Dennoch hat der 65-Jährige angekündigt, sich bis zum Ende der Spielzeit voll auf sein aktuelles Team zu konzentrieren. „Das Anspruchsdenken in München ist immer hoch. Die Motivation, in der kommenden Saison Champions League spielen zu können, ist enorm wichtig. Aber ich habe keinen Einfluss darauf, hier und jetzt zählt für mich nur Bayer Leverkusen“, sagte „Don Jupp“ und macht kein Geheimnis daraus, dass ein Erfolg an der Isar die entscheidenden Prozentpunkte im Titelendspurt bei seiner jetzigen Mannschaft freisetzen könnte, um den BVB vielleicht doch noch abzufangen.

Sein Dilemma: Gewinnt er mit den Rheinländern den direkten Vergleich, könnte der Trainer-Fuchs den entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass er er nächste Saison mit den Bayern nur in der Europa League spielt. Davor graust nicht nur FCB-Superstar Arjen Robben, der angekündigt hatte, "keine Lust auf Europa League" zu haben.

Apropos Robben: Der Flügelflitzer fehlt den Münchnern nach seiner Roten Karte in Nürnberg ausgerechnet im wichtigsten Spiel des Saisonendspurts. Die Personalsorgen des neuen Münchner Cheftrainers Andries Jonker erhöht zudem Robbens kongenialer Partner Franck Ribery. Der Franzose musste wegen einer Muskelverhärtung am Freitag das Training abbrechen und begab sich zu einer Unterschuchung bei Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Eine endgültige Diagnose liege noch nicht vor, teilte Mediendirektor Markus Hörwick mit. Der Einsatz des Offensivspielers ist ebenso fraglich wie der von Bastian Schweinsteiger wegen einer Sprunggelenksverletzung. Zudem müssen die Bayern den gesperrten Holger Badstuber ersetzen.

Der Übergangs-Chef Jonker, der den vor einer Woche entlassenenen Louis van Gaal ablgelöst hat, setzt auf die Routine von Torhüter Jörg Butt anstelle des jungen Thomas Kraft. „Thomas ist ein sehr großes Talent, aber ich muss nicht ausbilden, sondern sehen, dass Bayern die Champions League erreicht. Ich denke, dass wir mit Jörg eine größere Chance haben“, begründete Jonker seine Maßnahme. Butt sei „sehr erfahren, er weiß genau, was erwartet wird. Er wird die Aufgabe gut ausfüllen“.

Nach seiner Degradierung zum Ersatzkeeper durch van Gaal hat Butt in diesem Jahr lediglich 45 Minuten gespielt. Am 19. Februar beim 3:1-Sieg in Mainz wurde er für den angeschlagenen Kraft eingewechselt.

Jonker teilte Kraft in einem Gespräch den Entschluss mit. „Du hast die Möglichkeit, ein großer Torwart zu werden“, habe er dem „sehr großen Talent“ gesagt. Jetzt sei keine Zeit für Experimente, „ich brauche ihn nicht auszubilden“. Mit Anatoli Timoschtschuk (32) setzt Jonker zudem auf mehr Erfahrung im Mittelfeld. „Wichtig ist, dass wir ruhig und überzeugt sind im Kopf und machen, was wir machen wollen.“

Präsident Uli Hoeneß nimmt indes das gesamte Team in die Pflicht: „Ich erwarte eine Explosion und dass die Zwangsjacke, in der die Spieler seit Monaten stecken, abgestreift wird.“ Es gibt zumindest schon erste Ansätze, dass Jonker den Spaß zurückgebracht hat. „Ich spüre in der Mannschaft Aufbruchsstimmung. Allein dadurch, dass sich etwas ändert, ein neuer Wind reinkommt. Auch bei mir“, sagte Kapitän Philipp Lahm. Spaß hin oder her: Für Jonker ist am Sonntag wichtig, „dass wir ruhig im Kopf sind, überzeugt sind und das umsetzen, was wir machen wollen“.

Eine Umstellung auf ein System mit zwei Spitzen schloss er bereits aus. Eine viel defensivere Ausrichtung als unter van Gaal ist auch nicht zu erwarten: „Wir sind keine Catenaccio-Mannschaft, das können wir gar nicht, das will ich auch nicht.“

Gespannt ist der Niederländer, wie Leverkusen mit Michael Ballack in der Allianz-Arena auftreten wird: „Will Bayer drei Punkte, oder sind sie mit einem Unentschieden zufrieden?“ Geht es nach Heynckes, sollten es schon drei sein, um zumindest den Fünf-Punkte-Abstand auf Dortmund, das anschließend gegen den SC Freiburg antreten muss, nicht größer werden zu lassen.

Die Bayern liegen derzeit einen Zähler hinter Hannover. Jonker schaut entsprechend gespannt nach Hamburg, wo die Niedersachsen bereits am Samstag zu Gast sind: „Natürlich wünscht man sich einen Sieg von Hamburg. Genauso wird Dortmund, auch wenn es schwer fällt, am Sonntag Fan von Bayern sein.“ (dpa/sid/abendblatt.de)

Die möglichen Aufstellungen

München: Butt - Lahm, Breno, Luiz Gustavo, Contento - Timoschtschuk, Schweinsteiger (Kroos) - Altintop, Ribery, Müller - Gomez. - Trainer: Jonker

Leverkusen: Adler - Castro, Schwaab, Reinartz, Kadlec - Vidal, Rolfes - Sam, Ballack, Renato Augusto - Derdiyok (Kießling). - Trainer Heynckes

Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin)