Ulli Wegner vom Berliner Sauerland-Stall blickt auf 40 Jahre als Boxtrainer zurück

Hamburg. In diesen Tagen feiert Ulli Wegner, Cheftrainer im Berliner Profiboxteam Sauerland, sein 40-jähriges Dienstjubiläum. Am Freitag (22 Uhr, NDR) spricht der 68-Jährige darüber in der Talkshow "3 nach 9". Im Abendblatt redet Wegner über ...

... seine Anfänge: "Es war mein Traum, im Sport arbeiten zu dürfen. Ich war früher aktiver Fußballer und wäre sicherlich auch ein erfolgreicher Fußballtrainer geworden. Aber als ich mit 19 mit dem Boxen begann, da war schnell klar, dass das der perfekte Sport für mich sein würde. Als man mir mit 27 das Angebot machte, im Bezirk Gera als Sichtungstrainer anzufangen, habe ich zugegriffen - und es nie bereut."

... seine Stärke: "Es hat mir sehr viel gebracht hat, mit Jugendlichen zu arbeiten. Dieses Auge, was ich mir damals angeeignet habe, Talente zu erkennen, hat mir vor allem nach meinem Wechsel zu den Profis 1996 geholfen. Ich übernehme nur Sportler, bei denen ich sofort sehe, dass ich sie formen kann."

... seine Erfolge: "Meine heutigen Weltmeister Arthur Abraham und Marco Huck hatten nicht den Amateur-Hintergrund, den meine früheren DDR-Sportler hatten. Die waren noch nicht so geformt, da musste ich viel mehr Aufbauarbeit leisten. Umso stolzer macht es mich, dass die es trotzdem nach ganz oben geschafft haben."

... seinen größten Glücksfall: "Sven Ottke, den ich 1991 als Bundestrainer am Stützpunkt Berlin kennenlernte. Wir waren eine unglaublich harmonische Arbeitsgemeinschaft, wir haben voneinander ungemein profitiert. Sven halte ich nach wie vor für den besten deutschen Profi, den es jemals gegeben hat. Von ihrem Talent her sind sicherlich auch Oktay Urkal oder Markus Beyer zu nennen."

... seine größte Enttäuschung: "Sportlich war es die K.-o.-Niederlage von Markus Beyer gegen den Briten Glenn Catley im Mai 2000, damit hatte niemand gerechnet. Menschlich war es der Niedergang von Bert Schenk. Ein begnadeter Mittelgewichtler, den ich leider wegen seiner Alkoholexzesse irgendwann nicht mehr in meinem Team dulden konnte. Er lebt heute von Hartz IV. Das tut mir sehr weh."

... verpasste Ziele: "Zwei Dinge gibt es. Ich hätte gern mit Ottke gegen Dariusz Michalczewski gekämpft, weil ich bis heute überzeugt davon bin, dass Sven ihn geschlagen hätte. Dieser Kampf war mein Traum. Und dann hätte ich gern mit Graciano Rocchigiani gearbeitet. Der war im Ring unfassbar intelligent, aber er hätte Führung gebraucht. Ich denke, wir hätten gemeinsam Riesenerfolg gehabt."