Der Unterhachinger gewinnt bei der Turn-EM in Berlin überraschend Gold am Barren

Berlin. Als der Triumph perfekt war, sprang Marcel Nguyen in die Arme seines Trainers und schien Waleri Belenki vor Freude erdrücken zu wollen. 6600 kreischende und jubelnde Zuschauer verwandelten die Max-Schmeling-Halle in ein Tollhaus. Überraschend hatte der 23-Jährige bei der Turn-EM in Berlin am Barren Gold geholt und dem deutschen Team den zweiten Heimsieg beschert. "Das war bombig. Ich habe eine Superübung geturnt", sagte der neue EM-Champion. "Ich musste vorlegen, die anderen nachziehen. Das war gar nicht so schlecht für mich." Der Unterhachinger verwies mit 15,525 Punkten Epke Zonderland (Niederlande/15,300) und Vasileios Tsolakidis (Griechenland/15,075) auf die Podiumsplätze.

Nguyen turnte seine schwierigen Übungsteile wieder mit großer Leichtigkeit und glänzte mit einem gelungenen Tsukahara zum Abgang. Dieses Element zum Ende einer Barrenübung hat Nguyen in der Weltspitze exklusiv. Erst im vergangenen Herbst hatte Nguyen einen Wadenbeinbruch erlitten und danach monatelang pausieren müssen.

Der Artist der Lüfte mit der Irokesen-Frisur musste sich im deutschen Team oft mit der Rolle im Hintergrund begnügen. Superstar Fabian Hambüchen und neuerdings auch Mehrkampf-Europameister Philipp Boy standen im Mittelpunkt. Bundestrainer Andreas Hirsch aber ist von den Fähigkeiten des Sohnes eines Vietnamesen und einer Deutschen, der im Alter von vier Jahren nach Deutschland kam, seit Langem überzeugt. Er bezeichnete seinen Schützling als "das größte deutsche Turntalent".