Der deutsche Weltmeister dominiert den Grand Prix in Malaysia nach Belieben. Heidfeld überrascht als Dritter

Hamburg/Sepang. Michael Schumacher bekam die Wiederholung einer hübschen Geschichte diesmal als distanzierter Augenzeuge mit. Der siebenmalige Weltmeister rettete sich beim Großen Preis von Malaysia im matten Mercedes-Silberpfeil gerade noch als Neunter ins Ziel, da winkte Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel schon auf seiner Ehrenrunde den Zuschauern zu. Der Gewinn seines ersten WM-Titels für Red Bull war für Vettel noch ein verbissener Kampf, jetzt begleitet eine souveräne Leichtigkeit seine Renntage. Gestern ist ihm im zweiten Lauf auch schon der zweite Saisonsieg gelungen. Mit dem Punktemaximum von 50 Punkten hat Vettel einen Vorsprung von 24 Punkten auf den Zweiten im Gesamtklassement, den Briten Jenson Button, herausgefahren. Der McLaren-Pilot raste in Sepang mit drei Sekunden Rückstand durchs Ziel.

Mit zwei Siegen war vor zehn Jahren Michael Schumacher in die Saison gestartet. Im Jahr zuvor hatte der Ferrari-Pilot, wie 2010 Sebastian Vettel, den Titel nach einer Zitterpartie mit einer Siegesserie zum Saisonfinale vor dem Finnen Mika Häkkinen in einem McLaren-Mercedes entschieden. Der Ausgang der Geschichte ist bekannt. Schumacher gewann 2001 neun von 17 Rennen und verteidigte seinen Titel mit dem stattlichen Vorsprung von 123:65 Punkten gegenüber dem Schotten David Coulthard im McLaren. Bis 2004 dominierte Schumacher die Szene nach Belieben. Er war 2004 der letzte Weltmeister, der gleich die ersten beiden Rennen im Folgejahr gewinnen konnte.

Unantastbar wie einst Schumacher wirkte erst in Melbourne, nun in Sepang auch Sebastian Vettel. Gewiss, es gibt Verfolger. McLaren hat im Vergleich zum Auftaktrennen etwas aufgeholt, Ferrari schlägt sich auf die gesamte Renndistanz gesehen ordentlich. "Es war deutlich enger als in Melbourne", konstatierte Vettel, ohne ernsthaft beunruhigt zu sein.

Flüchtigkeitsfehler wie sie dem ehemals ungestümen Jungstar 2010 unterliefen, widerfahren jetzt nur noch den Weltmeistern von gestern: Fernando Alonso, Titelträger 2005 und 2006, brach sich beim ungestümen Überholversuch einen Teil des Frontflügels an Lewis Hamiltons rechtem Hinterrad ab. Als Sechstplatzierter brummte Alonso: "Das hat mich das Siegerpodest gekostet." Hamilton malträtierte mit gewohnt aggressivem Fahrstil auf den letzten Runden so sehr seine Reifen, dass er noch mal zum Boxenstopp abbiegen und Nick Heidfeld im Renault sowie Vettels Teamkollegen Mark Webber vorbeiziehen lassen musste. "Ich bin als Zweiter gestartet und habe versucht, mich bis ins Ziel durchzuschlagen", sagte der britische Champion von 2008. "Zum Schluss war es eine Katastrophe." Da kam das dicke Ende noch. Hamilton und Alonso kassierten nachträglich je 20 Sekunden Zeitstrafe: Hamilton, weil er im Duell mit dem Spanier mehr als einmal die Fahrlinie gewechselt hatte, Alonso, weil er Hamilton in die Seite gekracht war. Der McLaren-Mann rutschte dadurch um einen Platz auf Rang acht ab.

Nick Heidfeld, der sich beim Start von Platz sechs mal eben an drei Weltmeistern (Hamilton, Button, Alonso) vorbei auf Platz zwei katapultierte, feierte als Dritter den bisherigen Höhepunkt seines glücklichen Comebacks bei Renault. Diesmal hatte er den Russen Vitali Petrow klar im Griff.

Andere Verfolger hinterließen einen überforderten Eindruck. Nico Rosberg, in der Qualifikation als Neunter noch zuversichtlich, frustrierten technische Probleme. Der verstellbare Heckflügel gehorchte nicht wie gewünscht, bei Rennstart ließen ihn die Gegner stehen. "Ich hatte durchdrehende Reifen. Offenbar lag das an der Kupplung", haderte Rosberg als Zwölfter.

Zwei Punkte aus zwei Rennen, ein grandioser Fehlstart der Silbernen. Rosberg sagte: "Es war unsere Hoffnung, besser zu sein als voriges Jahr. Wir sind auf dem Weg dahin, aber es ist schwieriger als erwartet." Eine Meinung, die er mit Stallgefährte Schumacher teilt: "Wir sind unter Rennbedingungen deutlich zu langsam."

Auch bei Red Bull treten hie und da Schwachstellen auf. Das Hybridsystem Kers funktionierte an Vettels "Kinky Kylie" beim Start reibungslos, im Rennen aber konnte er die launische Technik nicht wie gewünscht gebrauchen. Bei Teamkollege Mark Webber hakte das System ausgerechnet vor der Startampel. Er rutschte in der ersten Runde vom dritten auf den zehnten Rang ab, arbeitete sich aber wieder auf Platz vier vor. "Das fehlende Kers killt dich auf den langen Geraden", murrte der Australier. Weil der Red Bull so überlegen ist, fällt die Behebung in den Bereich kosmetische Korrekturen.

Die schnellen Boxenstopps und die schnörkellose Rennstrategie des Bullen-Stalls sind meisterwürdig. Vettel ließ Hintermann Lewis Hamilton und später Jenson Button nie näher als drei Sekunden an sich heran. Wenn nötig, konnte er locker zulegen.

Milton Keynes, Sitz der Red-Bull-Fabrik, hat nicht so einen klangvollen Namen wie Maranello, die Heimat der Scuderia Ferrari. Zur ersten Adresse der Formel 1 ist es aber schon geworden.