Hamburger Bundesliga-Wasserballer trainieren um Mitternacht und spielen um 21.30 Uhr

Hamburg. Das ist die Geschichte der Wasserballer des SV Poseidon. Die kämpfen in der Bundesliga als Aufsteiger gegen den sofortigen Wiederabstieg. Es ist auch eine Geschichte, die immer noch typisch ist für den Leistungssport in Hamburg. Es geht um angemessene Trainings- und Spielzeiten.

Im Februar wurde das Hallenbad am Olympiastützpunkt im Stadtteil Dulsberg mit seinen acht 50 Meter langen Bahnen geschlossen. Hier trainierten Schwimmer und Wasserballer. Das marode Bad wird modernisiert. Im Spätherbst soll es neu eröffnet werden.

Während die Schwimmer um die Europameister Steffen und Markus Deibler in der Alsterschwimmhalle zum Ärger vieler Badegäste eine Bleibe fanden, begann für den SV Poseidon eine Odyssee. Trainieren musste das Bundesligateam fortan in der Wilhelmsburger Traglufthalle an der Dratelnstraße. Das Becken ist dort nur 25 Meter lang und 15 Meter breit, die Bundesliga verlangt jedoch Ausmaße von 30 x 20 Metern. Um das Gefühl für diese Dimension nicht zu verlieren, zieht die Mannschaft von Trainer Lutz Müller einmal in der Woche in die geräumige Alsterschwimmhalle um. Die verfügt über ein 50-Meter-Becken, dazu Tribünen für Zuschauer. Nur: Vor 22.45 Uhr lässt Betreiber Bäderland die Bundesligaspieler nicht ins Wasser, erst wenn der öffentliche Badebetrieb beendet ist. Geübt wird bis Mitternacht. "Das ist nicht ideal", sagt Poseidon-Manager Thomas Arnhold, "die Spieler sind keine Profis und müssen am nächsten Morgen früh raus." Freitags fährt die Mannschaft hin und wieder zu befreundeten Vereinen ins Umland, die über entsprechend große Wasserflächen verfügen.

Noch schwieriger gestaltete sich die Suche nach einem Ort für die im April anstehenden Abstiegsspiele der Bundesliga. "Wir haben in Itzehoe, Elmshorn und Lübeck Hallen gesucht, aber keine praktikable Lösung gefunden", sagt Arnhold. In der Traglufthalle in Elmshorn hatte Poseidon sein letztes Heimspiel in der regulären Bundesliga-Punktrunde ausgetragen. Das Zeltdach muss im April abgebaut werden.

Schließlich erkannten in Hamburg Sportamt und Alsterschwimmhalle die Nöte des Bundesligaklubs. In der ersten Play-down-Runde, Gegner ist dann Potsdam oder Esslingen, bestreitet Poseidon sein Heimspiel am Sonnabend, dem 9. April, in der Alsterschwimmhalle. Anpfiff ist um 21.30 Uhr, wenn die letzten Besucher das Bad verlassen.

Für den späten Beginn musste sich der Verein eine Sondergenehmigung des Bundesliga-Spielleiters einholen. Die Regeln schreiben den Anwurf bis 19 Uhr vor. Was Arnhold ärgert: Eine Woche später werden von Freitag bis zum Sonntag hier die Hamburger Schwimmmeisterschaften ausgetragen. Das Sportamt zahlt Bäderland 15 000 Euro für die Wasserzeiten. Arnhold: "Für die Schwimmer werden alle Türen geöffnet. Wir sind aber Bundesliga, Hamburgs Schwimmer sind bis auf die zugereisten Deiblers Provinz."