Der 30-Jährige wurde nach UCI-Meldungen positiv auf Wachstumshormone getestet. Sinkewitz wurde bereits im Jahr 2007 des Dopings überführt.

Aigle. Die Dopingproblematik im Radsport findet einfach kein Ende. Ein neuer Fall erschüttert den internationalen Radsportverband. Wie der UCI am Freitag bekannt gab, ist der hessische Radprofi Patrik Sinkewitz erneut positiv getestet worden und steht unter dringendem Doping-Verdacht. Der ehemalige Doping-Kronzeuge sei am 27. Februar in einer Blutkontrolle positiv auf Wachstumshormone getestet worden. Sinkewitz sei vorläufig suspendiert.

„Wenn jemand so entsetzlich unbelehrbar ist, gehört er aus dem Verkehr gezogen“, sagte Rudolf Scharping, Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), und sprach von einem „hohen Maß an Beklopptheit“. Scharping verwies auf das funktionierende System der Dopingfahnder: „Die UCI hatte Sinkewitz auf ihrer Überwachungsliste, wie man sieht, zu Recht. Das System greift.“

Sinkewitz selbst hat ein erneutes Doping-Vergehen vehement bestritten. „Ich kann nur sagen, dass ich auf gar keinen Fall verbotene Mittel genommen habe“, sagte der Hesse der „Süddeutschen Zeitung“ (Montag). „Ich dachte erst, das ist ein Gag“, sagte Sinkewitz, „aber dann bekam ich es schriftlich“. Er habe die Öffnung der B-Probe beantragt, bestätigte Sinkewitz der „SZ“.

Sinkewitz war bereits 2008 wegen Dopings ein Jahr gesperrt. Der mittlerweile 30-Jährige galt einst als hoffnungsvolles Talent im deutschen Radsport. Sein bislang größter Erfolg war der Sieg bei der Deutschland Tour 2004, bei der er sich unter anderem gegen Jan Ullrich durchsetzte, als er auf der Königsetappe von Wangen im Allgäu nach St. Anton am Arlberg das Gelbe Trikot übernahm und es bis zum Ende im Zielort Leipzig nicht mehr abgab.

Am 18. Juli 2007 folgte der Karrierebruch: Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) gab damals während der Tour de France bekannt, dass bei Sinkewitz in der A-Probe einer unangemeldeten Trainingskontrolle ein deutlich erhöhter Testosteron-Epitestosteron-Quotient festgestellt worden sei. Daraufhin zogen sich die öffentlich-rechtlichen Sender von der Tour-Berichterstattung zurück.

Seine anschließende Doping-Beichte führte mit zum Rückzug von T-Mobile aus dem Radsport-Sponsoring. Im Rahmen seiner Aussagen hatte er auch zugegeben, beim Tour-de-France-Start 2006 nach der Suspendierung Jan Ullrichs in die Uni-Klinik Freiburg gefahren zu sein, um sich unerlaubte Bluttransfusionen geben zu lassen.

Ex-Profi Rolf Aldag, zur damaligen Zeit Sportlicher Leiter beim Team Telekom, war von der Nachricht am Freitag nicht sonderlich überrascht: „Sinkewitz ist ein Thema für sich. Es gibt Radfahrer, da sage ich: Ich wundere mich nicht mehr.“ Weiter sagte Aldag: „Es gibt Leute, die verstehen es nie. Letzten Endes entscheidet der Rennfahrer, ob er verbotene Mittel nimmt.“

Nach langem Suchen hatte Sinkewitz im November 2008 nach Ablauf seiner verkürzten Sperre beim tschechischen Team PSK Whirlpool wieder einen Arbeitgeber gefunden. Vor seinem Comeback hatte er erklärt: „Kein Sportler betreibt Doping als Hobby, er wird durch Erfolgsdruck und Angst vor Versagen dazu getrieben.“ Die Vergangenheit scheint ihn nun wieder eingeholt zu haben. (dpa/sid/abendblatt.de)