Allen Fans, die viel Geld ausgegeben haben, um den WM-Kampf zwischen Vitali Klitschko und Odlanier Solis live zu erleben, und auch denen, die sich einfach nur auf einen schönen Boxabend im TV gefreut hatten, sei auf diesem Wege Bedauern ausgedrückt. Es ist immer frustrierend, wenn auf ein ausgiebiges Vorspiel nur ein Quickie folgt.

Grund, sich ernsthaft zu beschweren, hat allerdings niemand. Der Boxsport im Allgemeinen und das Schwergewicht im Besonderen ziehen ihren Reiz gerade aus der Tatsache, dass man nie weiß, wann es vorbei ist. Die Weisheit, dass ein Schlag entscheiden kann, mag platt klingen, falsch ist sie deshalb noch lange nicht. Und dass sich Menschen beim Ausüben ihres Berufs verletzen können, ist ebenfalls nicht neu.

Ganz besonders perfide wird es aber, wenn nun wieder diejenigen ihre Stimmen erheben, die die Klitschkos so gern für ihre Gegnerauswahl kritisieren. Schlägt ein Kontrahent nicht zurück, war der Kampf zu langweilig. Bleibt er trotz Dutzender Kopftreffer stehen, war er zu brutal. Fällt er früh, war er zu kurz. Im Endeffekt greifen diese Aussagen aber zu kurz.

Die Klitschkos kämpfen seit Jahren gegen jeden Gegner, der sich ihnen in den Weg stellt. Manchmal dauert es länger, bis die Modalitäten für die Duelle verhandelt sind, das aber liegt nicht an Feigheit oder Bequemlichkeit der Brüder, die keine Auseinandersetzung scheuen. Natürlich kann man sich grämen, dass die einstige Königsklasse des Berufsboxens zu einer Diktatur verkommen ist, an deren Spitze zwei Brüder stehen, denen niemand das Wasser reichen kann. Den Königen jedoch vorzuwerfen, dass die Kronprinzen schwach sind, das ist ungerecht.