Von morgen an wird der Prozess gegen den Halbschwergewichts-Boxweltmeister neu aufgerollt

Hamburg. Er hatte sich darauf eingestellt, im März an zwei Fronten kämpfen zu müssen. Die Vorbereitung auf die Pflichtverteidigung seines WBO-WM-Titels im Halbschwergewicht, die am 2. April in der Londoner Wembley-Arena gegen den Waliser Nathan Cleverly geplant war, hatte bereits begonnen. Doch weil fernsehtechnische Gründe in England eine Verschiebung des Duells auf den 21. Mai nötig machten, hat Jürgen Brähmer nun Zeit, sich auf einen Kampf zu konzentrieren, in dem seine Fäuste nur eine Nebenrolle spielen sollen. Der 32 Jahre alte Boxprofi aus dem Hamburger Universum-Stall versucht von morgen an, vor der Kleinen Strafkammer des Landgerichts in seiner Heimat Schwerin seine Unschuld feststellen zu lassen.

Brähmer war vom Amtsgericht Schwerin am 12. Januar 2010 wegen Körperverletzung in zwei Fällen und Beleidigung zu einer Haftstrafe von 16 Monaten verurteilt worden. Gegen dieses Urteil hat sein Rechtsanwalt Johannes Eisenberg Revision eingelegt. "Für mich ist das ein klarer Fall von Rechtsbeugung gewesen", sagt Brähmer, der insbesondere der Frau, die er im September 2008 geschlagen haben soll, vorwirft, eine Betrügerin zu sein. "Wir haben im vergangenen Jahr privat ermitteln lassen und eine Menge Dinge zutage gebracht", sagt Brähmer.

Gerüchte, der Kampf am 2. April sei auch deshalb verschoben worden, weil die letzte Verhandlung vorm Landgericht für den 30. März terminiert ist, wies der Rechtsausleger zurück. "Ich lasse mich von dem Prozess nicht beeinflussen, weil ich weiß, dass ich mir nichts vorzuwerfen habe", sagt er.

Eine Niederlage gegen den schlaggewaltigen Cleverly könnte ernste Konsequenzen für die Karriere des einstigen "Jahrhunderttalents" haben. Da Universum nach dem Auslaufen des TV-Vertrags mit dem ZDF Ende Juli 2010 noch immer keinen neuen deutschen Partner präsentiert hat, wird es eigene Veranstaltungen in Deutschland auf Sicht nicht geben. Und aus dem Ausland sind nur lukrative Angebote zu erwarten, solange die Sportler Titel zu bieten haben. Im Falle einer endgültigen Verurteilung dürfte Brähmers Karriere sowieso beendet sein. Der gelernte Schweißer denkt an so etwas nicht. Er akzeptiere, dass Universum derzeit auf Sparflamme fährt. "Aber es ist wie immer im Sport: Mal ist man oben, mal unten, und auch wir werden irgendwann wieder oben sein."