Thomas Pütz, Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer, über die Klage gegen seine Person und die finanzielle Lage des Verbands

Hamburg. Thomas Pütz, 45, seit 1987 Vorstandsvorsitzender der in Kaltenkirchen ansässigen Pütz Security AG, war im Juni 2010 zum Präsidenten des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB) gewählt worden. In der vergangenen Woche gab das Amtsgericht Norderstedt einer Klage von drei BDB-Mitgliedern statt, die die Rechtmäßigkeit der Wahl angezweifelt hatten, weil Pütz entgegen der Satzung mit den Sicherheitsdiensten seiner Firma bei Kämpfen finanziell am Boxsport beteiligt ist.

Abendblatt:

Herr Pütz, warum ist Ihre Wahl zum Präsidenten ungültig?

Thomas Pütz:

Ich will zunächst klarstellen, dass das Urteil nicht rechtskräftig ist und ich bis dahin der handlungsfähige Präsident des BDB bin. Das Problem liegt in der Satzung. Sie untersagt, dass ein Mitglied des BDB zum Präsidenten gewählt werden kann, wenn es finanziell am Boxsport beteiligt ist. Wie hoch diese Beteiligung ist, das ist dabei unerheblich. Dieser Passus bedarf dringend der Veränderung. Dass jemand wie ich, der nur einen kleinen Teil seines Umsatzes mit dem Boxen macht, nicht Präsident sein darf, ist nicht zeitgemäß.

Ist bei Ihnen nicht vielmehr das Problem, dass die drei klageführenden Mitglieder Ihnen Parteilichkeit ob Ihrer geschäftlichen Verbindung zum Hamburger Universum-Stall nachsagen?

Pütz:

Das war anfangs das Problem. Das Kuriose ist, dass das mittlerweile gar keine Rolle mehr spielt, weil ich für Universum mangels Veranstaltungen kaum noch arbeite. Ich habe meine Kritiker überzeugen können, dass ich nicht befangen bin. Die, die mir Parteilichkeit unterstellt haben, sind mit meiner Arbeit absolut zufrieden und hätten die Klage mit den heutigen Kenntnissen vielleicht gar nicht geführt. Fakt ist aber, dass es wichtig ist, dass die Satzung geändert wird. Das wollen wir bei unserer nächsten Generalversammlung am 14. Mai tun. Dann gibt es auch keine Probleme mehr mit meiner Person.

Es heißt, Sie hätten privates Geld in den BDB gesteckt. Warum tun Sie sich so etwas bei diesem Gegenwind noch an?

Pütz:

Das mit dem privaten Geld ist korrekt. Der BDB-Präsident verdient nicht nur nichts, er muss auch Geld mitbringen. Das geht aber nur, weil es meiner Firma gut geht, sonst könnte ich mir das nicht leisten. Ich habe immer gesagt, dass ich sofort zurücktrete, wenn es einen Besseren gibt. Aber der ist nicht in Sicht. Ohne mich würde es beim BDB derzeit kaum gehen.

Sie sind seit acht Monaten Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer. Seit wann macht der Job Spaß?

Pütz:

Ganz ehrlich: noch nicht lange. Ich habe einen Scherbenhaufen vorgefunden und wusste zudem, dass der wichtigste Zahler Universum in der Krise steckt und kaum noch veranstalten würde. Das war eine harte Zeit.

Hätten Sie gewusst, wie es um den BDB steht, wären Sie dann nicht angetreten?

Pütz:

Darüber will ich jetzt gar nicht spekulieren. Der Sport liegt mir aber dermaßen am Herzen, dass ich es nicht einfach geschehen lassen konnte, dass der BDB in die Insolvenz geht.

Stand es wirklich so schlimm?

Pütz:

Ja, ich stand mehrfach vor der Wahl, hinzuschmeißen und den BDB dem Insolvenzrichter zu übergeben oder zu kämpfen und mit einem eisernen Sparkurs den Laden wieder auf Kurs zu bringen. Ich habe mich für das Kämpfen entschieden.

Was war denn das Problem?

Pütz:

Die Kostenstruktur. Der BDB hatte monatliche Fixkosten von 14 000 Euro, bevor überhaupt eine Veranstaltung stattgefunden hat. Dazu kamen immense Reisekosten und Spesen. Die habe ich praktisch auf null heruntergefahren. Dazu habe ich leider Personal entlassen müssen, wir haben außerdem die Büroräume in Hamburg gekündigt und die BDB-Geschäftsstelle an meinen Firmensitz in Kaltenkirchen verlegt. Das war hart, aber es ging nicht anders.

Ist der BDB jetzt finanziell gesund?

Pütz:

Das sicherlich nicht, aber wir leben noch und die Existenz ist derzeit gesichert. Danach sah es vor ein paar Monaten nicht unbedingt aus.