Borussia Dortmund siegt 3:1 bei den Bayern und kommt der Meisterschaft einen großen Schritt näher. München ist raus aus dem Titelrennen.

München. Wirklich realistisch war die Titelverteidigung nicht mehr, doch spätestens seit dem 1:3 des FC Bayern München gegen Bundesliga-Spitzenreiter und 99-Prozent-Nachfolger Borussia Dortmund ist Platz eins endgültig abgeschrieben. "Die Meisterschaft haben wir heute definitiv begraben“, sagte der enttäuschte Sportdirektor Christian Nerlinger, dem die unbekümmerte Dortmunder Mannschaft am Sonnabendabend das letzte Fünkchen Hoffnung auf eine Aufholjagd genommen hatte. Und auch der angestrebte zweite Platz scheint so langsam ins Wanken zu kommen.

Angst sei das falsche Wort, beteuerte Nerlinger zwar, dennoch sei es kein Selbstläufer: "Wir sind durch die Doppelbelastung in einer schwierigen Situation“, mahnte er, und auch Rummenigge rief die Mannschaft auf, die verbleibenden Spiele "konzentriert anzugehen. Es wird nicht einfach.“ Von der Abteilung Attacke der letzten Woche zumindest war nichts mehr zuhören.

So wie BVB-Trainer Klopp "dem Spiel, dem Abend, dem Tag“ so viel abgewinnen konnte, "worüber man sich freuen kann“, sah man auf Bayern-Seite genau das Gegenteil. "Wir haben offensichtlich den Schwung aus Mailand nicht mitnehmen können“, sagte Nerlinger und machte einen Erklärungsversuch. Nur drei Tage nach dem eindrucksvollen 1:0 gegen Champions-League-Sieger Inter Mailand war im Spiel des FC Bayern kaum mehr etwas von der viel gelobten Kreativität von San Siro zu erkennen.

Die Nationalspieler Bastian Schweinsteiger und Holger Badstuber leisteten sich kapitale Fehler, die clever bewachte Flügelzange Arjen Robben und Franck Ribery setzte keinen Stich. "Wir waren nicht frisch und haben das auch nicht schlau gemacht“, äußerte Trainer Louis van Gaal. Vor allem aber wurde an diesem Abend die Befürchtung genährt, dass den Bayern in dieser Saison die Konstanz einer Top-Mannschaft fehlt.

Trotz des starken Leistungsgefälles wolle man aber "nicht schwarz und weiß unterscheiden“, sagte Rummenigge: "Am Mittwoch haben wir uns gefreut, heute ärgern wir uns.“ Die Wochen der Wahrheit werden durch die vor allem psychologisch schwer zu verarbeitende Niederlage nicht unbedingt einfacher. Bereits am Mittwoch (20.30 Uhr/ZDF und im Liveticker auf abendblatt.de ) gastiert Schalke 04 im DFB-Pokalhalbfinale in München, bevor am Sonnabend in Hannover das nächste Endspiel um die Vize-Meisterschaft ansteht. "Dort müssen wir punkten“, sagte Nationalspieler Phillip Lahm und gab angesichts zwei Punkten Rückstand auf die Hannoveraner die Parole aus. Denn sei Platz zwei und damit die direkte Champions-League-Qualifikation in Gefahr, so hatte Präsident Uli Hoeneß in den letzten Wochen immer wieder betont, sei in München gar nichts mehr sicher: auch nicht der Job von Trainer van Gaal.

Eine große Saison wie die letzte wird es mit Sicherheit nicht mehr. 16 Punkte Rückstand auf die Dortmunder zumindest sind der Beweis, dass den Bayern die Bezeichnung als beste deutsche Mannschaft momentan nicht zusteht. Es bleibt wohl nur die Flucht aus der Bundesliga. "Schütteln“ müsse man sich jetzt, forderte Rummenigge, um die hohe Schlagzahl der kommenden Wochen - in zwei Wochen reist Inter schon zum Rückspiel (15. März) nach München - zu schultern und zumindest die gute Ausgangslage in den verbleibenden zwei Wettbewerben zu nutzen. "Wir müssen jetzt zusehen, dass wir am Mittwoch das Pokalfinale erreichen“, betonte der Bayern-Boss erneut. Man will das Image wieder aufpolieren. (sid)